Kategorien
Reise

Lisieux und Caen

Auch Heute ist das Wetter wieder wechselhaft. Die Fahrt bietet zwischen Sonnenschein, Sturm und Starkregen alles.

Am Vormittag machen wir einen Abstecher nach Lisieux und schauen uns die Basilika an. Der erste Parkplatz war leider nicht Wohnwagen geeignet: Es gab zwar eine Entsorgungsstelle für Abwasser für Wohnmobile, die Parklücken waren jedoch so eng und verwinkelt, dass Parken in der Innenstadt diesmal nicht funktioniert hat. Eine kurze Recherche im Internet zeigt, dass sich in der Nähe der Basilika ein weiterer Wohnmobilstellplatz befindet. Perfekt — dort wollen wir hin.

Die Basilika in Lisieux

Die Basilika, die der heiligen Therese von Lisieux gewidmet ist, thront majestätisch oberhalb der Stadt. Das 95m hohe und 105m lange Gebäude ist eines der größten Kirchenneubauten des 20. Jahrhunderts. Die Grundsteinlegung erfolgte Ende der 1920er Jahre, fertiggestellt wurde die Kirche 1954. Gebaut wurde die Kirche von drei Architekten, Großvater, Vater und Sohn. 

Auf Grund des Regens beschließen wir die Fahrt nach Caen direkt fortzusetzen. 

Caen erkunden per Rad, mit dem Bus und zu Fuß

Kurz vor Caen, in Mondeville, fahren wir zu erst zu einem Decathlon. Lisa wünscht sich für das schlechte Wetter noch Gummistiefel, Ella bekommt eine neue Matschhose. Frisch gestärkt mit einer Limo und einem Latte Macchiato suchen wir einen Parkplatz in der Nähe des Memorial raus und fahren über die Peripherique dort hin. Leider stehen neben Wohnmobilen auch viele PKW auf dem Parkplatz, sodass für uns kein Platz mehr ist. Im nahegelegenen Wohngebiet werden wir dann trotzdem fündig, stellen unseren Van ab und packen die Fahrräder aus, um die Innenstadt von Caen zu erkunden. Das Wetter passt auch: Die Schauer haben sich verzogen und wir genießen Sonnenstrahlen bei über 20°C.

Unser erster Zwischenstopp ist die Festung von Caen, die etwa 15 Minuten mit dem Rad entfernt ist. Der Komplex ist eine der größten Festungsanlagen Europas, der im Jahre 1060 von Wilhelm dem Eroberer in Auftrag gegeben wurde. Der Innenhof wird in den nächsten Jahren umfassend umgebaut — weshalb unser Ausflug in Mitten einer Baustelle beginnt. Schnell gehts weiter, unterhalb der Festung gibt es einen kleinen Straßenzug mit urigen Fachwerkhäusern und Gaststätten. Leider kommen wir zu keiner guten Zeit: Die Öfen sind nach dem Mittag bereits aus und so fahren wir nur zu einem nahegelegenen Burger King, um Ella ein paar Chicken Nuggets zur Besänftigung gegen den Hunger zu kaufen. 

Nach dem verspäteten Mittagessen fahren wir mit dem Rad noch zur l’Abbaye aux Hommes, die an das Rathaus angrenzt. Dabei passieren wir eine schöne Fußgängerzone mit allerhand schönen Läden. Anschließend schwingen wir uns nach einem kurzen Foto-Intermezzo wieder auf die Räder zu unserem Wohnmobil um den weiteren verbleibenden Tag zu planen. Auf dem Rückweg zum Van entdecken wir den „richtigen“ Stellplatz für uns. Ein kleiner automatisierter Wohnmobilstellplatz mit Strom und Schranke wird unser heutiger Nachtparkplatz sein.

Bei Ellas Mittagsschlaf beschließen wir, den heutigen Abend in der Stadt zu verbringen: Mit dem Bus fahren wir zum alten Hafen von Caen, flanieren entlang des Hafenbeckens zum Einkaufszentrum Les Rives de l’Orne, wo Ella auf dem Spielplatz rutscht und im Sandkasten spielt. Für unser Abendessen spazieren wir zurück in die Altstadt Caens und finden eine süße Crêperie. Jeder kommt hier auf seine Kosten. Bei einem Verdauungsspaziergang zur Kirche St. Pierre verpassen wir unseren Bus und beschließen auch den Rückweg zu Fuß entlang des Uni-Campus zurück zum Memorial zurückzulegen. Am Ende des Tages fallen wir alle drei geschafft, aber glücklich wegen des Schönwetter-Tages ins Bett. 

Kategorien
Reise

Abbaye de Jumièges

Gestern Abend haben wir noch Croissants und Pain au Chocolat für das Frühstück bestellt, das wir heute bei strahlendem Sonnenschein auf unserer Terrasse genießen. Unsere Terrasse hier in Jumièges ist eine kleine mit Hainbuchen-Hecken umgebene Parzelle, auf der wir bei schönem Wetter am liebsten draußen vor dem Wohnmobil sitzen.

Heute sind nur kurze Schauer vorhergesagt und wir entschließen uns mit den Fahrrädern zur nahegelegenen Kloster-Ruine zu fahren. Sie wurde von Victor Hugo als schönste Ruine Frankreichs bezeichnet.

Die Klosteranlage liegt idyllisch in einer Park- und Gartenanlage, die beiden Türme der zerstörten romanischen Kirche ragen über 46m in die Höhe und thronen so über die Landschaft. Ella ist mehr begeistert von den Matschepfützen, die ein kurzer Regenschauer hinterlassen hat. Jeder Stein wird von ihr erkundet. Lisa und ich belesen uns zwischendurch zu den verschiedenen Bauten, deren Ruinen wir durchschreiten und ihrer bewegten Geschichte.

Bereits vor der Französischen Revolution wurde das Kloster mehrfach geplündert, währenddessen dann teilweise gesprengt und als Steinbruch für die umliegenden Orte verwendet.

Nach unserer Erkundungstour kehren wir in einem kleinen Café ein, es gibt Cidre, Tee und Eis, bevor wir wieder zum Wohnmobil zurückfahren und dort Pain Perdu zubereiten und gemütlich Mittagspause machen.

Kategorien
Reise

Le Treport, Le Havre und Rouen

Der neue Tag startet mit einem echten Küstenwind, dafür ohne Regen. Da sich im Laufe des Tages Regen angekündigt hat, wollen wir den Vormittag nutzen und schauen uns den Funiculaire de le Treport an. Le Treport ist die nächstgelegene Küstenstadt, etwa 15 Autominuten von unserem Ausgangspunkt entfernt.

Wir erreichen den an der Bergstation des Aufzugs gelegenen Wohnmobil-Parkplatz, auf dem man für 24 Stunden nur 7,50 Euro zahlt — auch, wenn man den Parkplatz kurzfristig verlässt und später erneut wieder kommt. Den Parkplatz befährt und verlässt man mit einem individuellen Code, den wir beim Parkticket-Lösen erhalten.

Der Aufzug hat eine bewegte Geschichte. Bereits in den 1880er Jahren wurde erstmals über den Bau einer Standseilbahn nachgedacht. Die mit der zuvor eröffneten Eisenbahnverbindung von Paris kommenden Touristen wollten nicht zu Fuß die über knapp 80 Meter von der Stadt bis auf die Steilküste zurücklegen.

Mit dem Bau eines luxuriösen Hotels mit Golfplatz wurde die Standseilbahn immer populärer. Während des 2. Weltkrieges wurde die Seilbahn eingestellt und nach dem Krieg nicht wieder eröffnet. Erst in Ende der 1950er Jahre wurde eine Gondel-Seilbahn in den noch vorhandenen Tunneln eröffnet, die jedoch auf Grund der starken Winde häufig nicht fahren konnte. Der nun vorhandene kostenlos nutzbare Konstruktion von vier Fahrstühlen wurde Anfang der 2000er vorgenommen.

Im Fels oberhalb der Stadt befindet sich ebenfalls eine alte von der Wehrmacht in Auftrag gegebene Festungsanlage, die Platz für etwa 60 Soldaten bot und die Hafenstadt sichern sollte.

Wir genießen die Seeluft und die Aussicht von der Bergstation, bevor wir die kurze Fahrt ins Tal mit dem Aufzug zurücklegen. Unten angekommen spazieren wir an die Strandpromenade und entlang eines Holzweges am Steinschrank entlang. Ella sucht Steine und Sternchen, Lisa genießt das Meeresrauschen und die salzige Luft und ich suche Hühnergötter.

Anschließend fahren wir mit dem Aufzug wieder zur Bergstation und setzen unsere Tour nach Le Havre fort.

Spaziergang durch Le Havre

Die knapp zweistündige Route legen wir bei Regen zurück. Nach einer kurzen Irrfahrt durch die aus langen Straßenfluchten und immer gleicher Nachkriegsarchitektur bestehenden Innenstadt von Le Havre finden wir den Parkplatz direkt an der Strandpromenade, die im normannischen Regen-Grau allerdings nicht zum Verweilen einlädt. Dafür stehen wir hier kostenfrei und können gemütlich unseren Spaziergang planen, bis der Regen aufhört.

Wir flanieren entlang der Kirche St. Josef mit ihrem weit über die Stadt hinaus sichtbaren, an einen Leuchtturm erinnernden Turm zum von Oscar Niemeyer erbauten Kulturzentrum, das im Volksmund Le Volcan genannt wird. Wir setzen unseren Spaziergang entlang des Bessin du Roi fort, welches von einer Fußgängerbrücke überquerbar ist. Unter den hohen überdachten Arkaden der angrenzenden Gebäude gehen wir bis auf den Vorplatz des Rathauses mit seinem reichlich 74m hohen Turm. Kurz darauf entdecken wir einen idyllischen Park, mit einem mit Seerosen bewachsenen kleinen Teich, dessen Zufluss wir über eine kleine Brücke passieren. Auf dem Rückweg kaufen wir im nahegelegenen Supermarkt noch die Speisen und Getränke für die kommenden Tage ein, bevor wir im Regen den Weg zum Wohnmobil zurücklegen.

Bereits auf der Hinfahrt hatten wir die Schilder für den Wohnmobil-Stellplatz der Stadt gesehen (und uns fälschlicherweise danach gerichtet). Wir wollen ihn auskundschaften, ob wir die Nacht über dort verweilen können. Der Stellplatz befindet sich etwa 20 Minuten Fahrt vom aktuellen Parkplatz entfernt. Wir kommen an und ergattern die letzte der 13 Stellplätze für die Nacht. Luxus können wir hier nicht erwarten, aber das ist in Ordnung. Es gibt eine Abwasserentsorgung für die Fahrzeuge und die Möglichkeit Frischwasser aufzufüllen. Ansonsten ist der asphaltierte Platz eher spartanisch anzusehen. Für eine Nacht reicht er uns allemal. Wir beschließen heute Abend Nudeln zum Abendbrot zu essen, anschließend trotzen Ella und ich dem Regenwetter und wir suchen uns im angrenzenden Wohngebiet ein paar Matschepfützen, bevor wir alle gemeinsam ins Bett gehen und auf besseres Wetter hoffen.

Der nächste Morgen startet trocken. Aus den Fenstern neben unserem Bett entdecken wir die schnellziehenden Wolken, die vom Küstenwind über den blauen Himmel getragen werden. Wir öffnen unsere Kofferraumtüren und schauen diesem Schauspiel zu. Möwen fliegen am Horizont.

Stadtbummel durch Rouen

Heute ist kaum Regen angesagt und wir beschließen den Tag zu nutzen, um Rouen anzusehen. Bei der 40 minütigen Fahrt von Le Havre nach Rouen suchen wir wieder einen Wohmobilstellplatz für den Tag und werden auf einer Seine-Insel in fußläufiger Entfernung zur historischen Innenstadt neben einem Sportareal fündig. Um unsere Kräfte zu schonen fahren wir von unserem kostenlosen Parkplatz ein paar Stationen mit dem Bus. Ella kann heute in die Kraxe, wenn ihr danach ist.

Wir fahren mit dem Bus bis zur Rue de la Republique und spazieren zur Kathedrale, deren aufwändige Fassade unsere Blicke auf sich zieht. Von hier suchen wir uns eine kleine Boulangerie und werden fündig, nach dem wir durch den Bogen unter der Gros Horloge, einer astronomischen Uhr mit dem ältesten Uhrwerk Frankreichs schreiten. Wir versorgen uns mit Croissant und Pain au Chocolat. Weiter geht es zur Kirche Jeanne d’Arc, die eine ganz andere Optik hat, als die massive Steinfassade der umliegenden Kirchgebäude. Das schwarz gedeckte Holzdach der Kirche schwebt zeltartig über dem Platz, von innen her sind große Glasfronten mit liturgischen Szenen im Fokus. Durch die Fenster fällt buntes Licht in die schlicht eingerichtete Kirche. Ironischerweise steht die Kirche und der angrenzende Garten auf der Stelle, auf dem Jeanne d’Arc nach ihrem Prozess verbrannt wurde. Ein kleines Karussell dreht seine Runden auf dem Platz — Ella darf natürlich auch auf einem Pferdchen mitfahren und gewinnt sogar eine extra Runde auf dem kleinen Elefanten 🙂

Durch enge Gassen, die links und rechts bunte, schrägschiefe Fachwerkhäuser säumen, spazieren wir zum Musée des Beaux-Arts, das wir links liegen lassen. Auf einem dahinter liegenden Platz bewundern wir die städtebaulichen Gegebenheiten und eine kleine grüne Oase in Mitten alter Kirchengebäude. Es folgen weitere verwinkelte Gässchen auf unserer Suche nach dem Rathaus. Ella schläft auf meinem Rücken in der Kraxe ein. Für unsere Mittagspause werden wir am Fuße des Turms der St. Maclou Basilika. Nach dem Mittagessen spazieren wir gemächlich zum Auto zurück und fahren zu unserem Campingplatz für die kommenden zwei Nächte bei Jumièges.

Kategorien
Reise

Metz, Gerberoy & Le Treport

Dieses Jahr machen wir mit dem Wohnmobil Urlaub. Für knapp zwei Wochen sind wir in Frankreich unterwegs, unser Ziel dort ist die Normandie.

Bereits Anfang der letzten Woche fangen wir an für den Urlaub zu packen. Diesmal brauchen wir mehr Vorlauf als sonst: Neben der Kleidung benötigen wir für den Van auch Kochutensilien, Bettwäsche und Camping-Utensilien. Auch die Fahrräder wollen wir mitnehmen.

Am Samstag kurz vor 7 Uhr fahren wir zur Abholstelle des Fahrzeugs. Die Übernahme funktioniert ähnlich wie die Buchung komplett online — wir beantworten einen Online-Fragebogen und auf magische Weise entriegelt sich das Fahrzeug. Nach einer halben Stunde ist die Übergabe fertiggestellt und wir überführen den VW Grand California zu uns nachhause.

Wir haben uns einen sprinter-artigen Van für unseren Urlaub ausgesucht, nachdem wir in Kalifornien ein wesentlich breiteres und längeres Wohnmobil gefahren sind. Für europäische Straßenverhältnisse (und vor allem kleine französische Städtchen) ist der amerikanische Standard allerdings nicht geeignet. Vom Van erhoffen wir uns, dass wir auch engere Straßen passiere können und insgesamt flexibler unterwegs sind. Bereits beim ersten Betreten und auch jetzt beim Einpacken stellen wir fest, dass unser Fahrzeug wirklich weniger Platz hat, als wir vorab erwartet hatten.

Das Wohnmobil ist voll ausgestattet, eine kleine Küche mit zwei Gas-Herdplatten und einer Spüle sowie einem kleinen Kühlschrank und Eisfach findet im Fahrzeug platz. Ebenso vorhanden sind ein gemütliches Bett und eine Nasszelle, die ihrem Namen alle Ehre macht. Etliche kleinere Fächer sind zum Verstauen von Lebensmitteln, Sachen und allerlei Spielzeug vorhanden — aber nicht ausreichend um unser Gepäck komplett griffbereit einzulagern.

Nach reichlich zwei Stunden ist das Gepäck zumindest im Auto angekommen und wir können mit Sack und Pack in den Urlaub starten. Unser erstes Zwischenziel auf dem Weg in die Normandie ist Metz.

Erster Zwischenstopp: Metz

Knapp 700 Kilometer Fahrt inklusive einer Stunde Stau füllen unseren heutigen Tag. Wir erreichen gegen 19:30 Uhr den Campingplatz direkt am Ufer der Mosel. Wir parken den Camper, packen Ellas Laufrad aus und fahren zu erst auf direktem Weg zum Spielplatz. In dieser Zeit macht Lisa unser Wohnmobil bereit für den Abend. Die Fahrersitze werden an den Esstisch gedreht, die Frontscheibe mit Sichtschutz versehen. Campingstühle und Campingtisch werden neben dem Auto platziert und dank der Markise hat auch ein kurzer Regenschauer keine Chance uns das Abendbrot zu verderben. Wir sind da. Schön hier.

Wir planen noch kurz unseren morgigen Tag und gehen dann schlafen. Kurz vor 7 Uhr werden wir alle wach und starten in den Sonntag.

Fahrrad-Sightseeing in Metz

Wir fahren mit den Fahrrädern und Ella auf dem Kindersitz eine kleine Runde durch Metz, denn auch heute stehen noch einmal über 500 Kilometer fahrt bis an die Küste des Ärmelkanals auf der Tagesordnung.

Bei unserer gemütlichen Fahrt durch das noch verschlafene Metz machen wir eine kurze Pause am Place de la Comédie, auf dem ein kleiner Urwald mitten in der Stadt entstanden ist. Der Popup-Wald bietet seit 2009 vielen Stauden und Baumarten aus der ganzen Welt Platz. Und mittendrin finden sich Sitzbänke, Stühle und Liegen um den Wald und die Ausblicke in die Stadt zu genießen.

Wir fahren weiter zur Kathedrale von Metz und von dort aus durch idyllische Gässchen wieder in Richtung des Campingplatzes — nicht, ohne den auf der Hinfahrt entdeckten Spielplatz ausgiebig zu testen. Ella erfreut sich an den drei großen Rutschen des Spielplatzes und der schönen Schaukel. Anschließend fahren wir zum Stellplatz zurück, packen alles zusammen und machen uns dann auf den Weg.

Spaziergang durch Gerberoy

Unser heutiger Zwischenstopp ist das idyllische Örtchen Gerberoy, das wir in unserem großen Frankreich-Buch gefunden haben. Die Gemeinde mit nur 80 Einwohner:innen ist bekannt für seine Vielzahl von Rosen. Das verwundert uns etwas, denn vor den alten Fachwerkhäuschen stehen vor allen Dingen Hortensien in allen Farben und Formen.

Ella ist begeistert von einem kleinen Teich mit Seerosen, in denen auch Entchen gründeln. Sie pflückt auf unserem Weg durch die verwinkelten und verwunschenen Gässchen ein paar Blümchen, um sie den Enten zu schenken.

Etwa anderthalb Autostunden später erreichen wir unseren Standplatz für die Nacht, ganz in der Nähe der Stadt Le Treport. Auch hier macht Ella zu erst den Spielplatz unsicher, bevor wir Abendessen und den Ausklang des Abends einleiten.

Kategorien
Leben Reise

Siena, Chianti und Wein

Am Morgen bringe ich gemeinsam mit Martin Anne zum Zug, sie fliegt heute wieder nach Dresden zurück. Wir haben am Vorabend noch unsere grobe Richtung für den Tag festgelegt: Eine Panoramastraße durch das Chianti-Gebiet führt uns von Siena nach Greve und von dort aus wieder zurück ins Basislager. Für den Tag planen wir ein Picknick in einem Park in Siena oder an einer schönen Stelle entlang der Route.

Wir starten gegen halb elf nach einer langen Suche von Lisas Sonnenbrille, leider vergebens. Die Schnellstraße führt uns in Richtung Siena. Auf dem Weg dorthin machen wir einen Zwischenstopp in Monteriggioni und schauen uns das durch eine zwei Meter breite und sehr hohe, mit 14 Türmen bebaute Stadtmauer umgebene Örtchen an.

Nach einem kurzen Rundgang setzen wir unsere Fahrt ins nur noch wenige Kilometer entfernte Siena fort. Wir parken unsere Autos an der Festung der Stadt und spazieren durch die teils steilen steinernen Gassen. Wir finden eine Eisdiele mit leckerem italienischen Eis und können natürlich nicht Wiederstehen. Ella probt derweil einen Aufstand und möchte weder im Wagen sitzen, noch getragen werden oder selbst laufen. Wir probieren es mit etwas zu essen für sie. Sie beruhigt sich darauf hin.

In den nächsten Tagen findet ein traditionelles Pferderennen in Siena statt, die Stadtteile sind daher alle mit Fahnen verziert, der Markt mit Sand aufgefüllt und mit Tribünen umgeben. An langen Tafeln sind im ganzen Stadtgebiet Gruppen verteilt, die gemeinsam Lieder anstimmen (und sich vermutlich auf die Feierlichkeiten vorbereiten).

Wir erklimmen den steilen Berg, auf dem der Dom liegt und ich bewundere die schwarz-weiße Architektur, die den markanten Bau von Weiten erkennbar macht. Von hier aus treten wir den Rückweg zu den Autos an. Der Wunsch, in einem Park ein Picknick zu machen schlägt fehl: Der einzige Park, den wir erreichen ist weder grün noch schattig. Die Brunnenanlagen auf Grund des Wassermangels abgeschaltet. Wir beschließen deshalb einen kurzen Snack am Auto zu uns zu nehmen. Nach einem Sandwich und einem kühlen Getränk aus der Kühlbox fahren wir entlang einer Route mit schönem Panorama in Richtung Greve in Chianti. Wir versuchen spontan in zwei Weingütern Weine zu verkosten, auf Grund der Personalsituation sind diese jedoch entweder geschlossen oder bereits ausgebucht. Beim Versuch telefonisch eine weitere Location zu erkunden scheitern wir: Keine freien Kapazitäten. Unmut macht sich breit. Wir sind extra ins Chianti-Gebiet gefahren und es soll kein offenes Weingut geben?

Wir erreichen Greve. Hier soll es offene Weinläden geben, sagt das Smartphone. Wir werden schnell fündig: Wir schreiten eine breite aber unscheinbare Treppe hinab und gelangen in einen klimatisierten backsteinernen Keller mit Industriecharme. Gerade vor uns tut sich eine Art Tresor auf, der die Raritäten des Weinhandels beinhaltet. Der großzügige Keller ist unterteilt in unterschiedliche Bereiche, teilt uns ein edel anmutender Plan an der Wand mit. Wir wenden unseren Blick nach rechts in den großzügigen Keller. Eine Bar in der Mitte des Raums zieht unsere Aufmerksamkeit an sich, wie Satelliten sind einzelne Stationen im von Weinen umgebenen Keller verteilt: In gekühlten Automaten sind Flaschen zu sehen: Wir erhalten an der Theke in der Mitte Weingläser und zwei Karten mit Chip. Diese Karten dienen dazu an den edelstählernen Automaten mit Glasscheibe Weine auszuwählen um diese zu verkosten. Bei den meisten Weinen gibt es drei Füllstufen: Kostprobe, halbes Glas und ein Glas Wein. Wir probieren uns durch den gesamten Weinkeller. Das Prinzip überzeugt. Nicht alle probieren jeden Wein, wir verkosten untereinander einige Flaschen, auf einem Tisch wächst die Auswahl, die wir zum Teil noch im Urlaub aber auch für zuhause aussuchen. Hier kommen alle auf ihren Geschmack. Ella wiederum schläft seelenruhig bei den angenehmen Temperaturen.

Am Ende unseres Rundgangs durch den Weinhandel wird Ella wach. Ein passender Moment, um den Wein in den Kinderwagen umzulagern. Mehrere Dutzend Flaschen Wein, Prosecco, Gin und Sambuca wollen in die Autos transportiert werden. Zum Glück kennt uns hier keiner…

Glücklich und zufrieden fahren wir zum Ferienhaus zurück. Am Abend öffnen wir die erste Flasche Wein aus der Ausbeute; der Prosecco ist für seinen Einsatz kühlgestellt.