Am Morgen bringe ich gemeinsam mit Martin Anne zum Zug, sie fliegt heute wieder nach Dresden zurück. Wir haben am Vorabend noch unsere grobe Richtung für den Tag festgelegt: Eine Panoramastraße durch das Chianti-Gebiet führt uns von Siena nach Greve und von dort aus wieder zurück ins Basislager. Für den Tag planen wir ein Picknick in einem Park in Siena oder an einer schönen Stelle entlang der Route.
Wir starten gegen halb elf nach einer langen Suche von Lisas Sonnenbrille, leider vergebens. Die Schnellstraße führt uns in Richtung Siena. Auf dem Weg dorthin machen wir einen Zwischenstopp in Monteriggioni und schauen uns das durch eine zwei Meter breite und sehr hohe, mit 14 Türmen bebaute Stadtmauer umgebene Örtchen an.
Nach einem kurzen Rundgang setzen wir unsere Fahrt ins nur noch wenige Kilometer entfernte Siena fort. Wir parken unsere Autos an der Festung der Stadt und spazieren durch die teils steilen steinernen Gassen. Wir finden eine Eisdiele mit leckerem italienischen Eis und können natürlich nicht Wiederstehen. Ella probt derweil einen Aufstand und möchte weder im Wagen sitzen, noch getragen werden oder selbst laufen. Wir probieren es mit etwas zu essen für sie. Sie beruhigt sich darauf hin.
In den nächsten Tagen findet ein traditionelles Pferderennen in Siena statt, die Stadtteile sind daher alle mit Fahnen verziert, der Markt mit Sand aufgefüllt und mit Tribünen umgeben. An langen Tafeln sind im ganzen Stadtgebiet Gruppen verteilt, die gemeinsam Lieder anstimmen (und sich vermutlich auf die Feierlichkeiten vorbereiten).
Wir erklimmen den steilen Berg, auf dem der Dom liegt und ich bewundere die schwarz-weiße Architektur, die den markanten Bau von Weiten erkennbar macht. Von hier aus treten wir den Rückweg zu den Autos an. Der Wunsch, in einem Park ein Picknick zu machen schlägt fehl: Der einzige Park, den wir erreichen ist weder grün noch schattig. Die Brunnenanlagen auf Grund des Wassermangels abgeschaltet. Wir beschließen deshalb einen kurzen Snack am Auto zu uns zu nehmen. Nach einem Sandwich und einem kühlen Getränk aus der Kühlbox fahren wir entlang einer Route mit schönem Panorama in Richtung Greve in Chianti. Wir versuchen spontan in zwei Weingütern Weine zu verkosten, auf Grund der Personalsituation sind diese jedoch entweder geschlossen oder bereits ausgebucht. Beim Versuch telefonisch eine weitere Location zu erkunden scheitern wir: Keine freien Kapazitäten. Unmut macht sich breit. Wir sind extra ins Chianti-Gebiet gefahren und es soll kein offenes Weingut geben?
Wir erreichen Greve. Hier soll es offene Weinläden geben, sagt das Smartphone. Wir werden schnell fündig: Wir schreiten eine breite aber unscheinbare Treppe hinab und gelangen in einen klimatisierten backsteinernen Keller mit Industriecharme. Gerade vor uns tut sich eine Art Tresor auf, der die Raritäten des Weinhandels beinhaltet. Der großzügige Keller ist unterteilt in unterschiedliche Bereiche, teilt uns ein edel anmutender Plan an der Wand mit. Wir wenden unseren Blick nach rechts in den großzügigen Keller. Eine Bar in der Mitte des Raums zieht unsere Aufmerksamkeit an sich, wie Satelliten sind einzelne Stationen im von Weinen umgebenen Keller verteilt: In gekühlten Automaten sind Flaschen zu sehen: Wir erhalten an der Theke in der Mitte Weingläser und zwei Karten mit Chip. Diese Karten dienen dazu an den edelstählernen Automaten mit Glasscheibe Weine auszuwählen um diese zu verkosten. Bei den meisten Weinen gibt es drei Füllstufen: Kostprobe, halbes Glas und ein Glas Wein. Wir probieren uns durch den gesamten Weinkeller. Das Prinzip überzeugt. Nicht alle probieren jeden Wein, wir verkosten untereinander einige Flaschen, auf einem Tisch wächst die Auswahl, die wir zum Teil noch im Urlaub aber auch für zuhause aussuchen. Hier kommen alle auf ihren Geschmack. Ella wiederum schläft seelenruhig bei den angenehmen Temperaturen.
Am Ende unseres Rundgangs durch den Weinhandel wird Ella wach. Ein passender Moment, um den Wein in den Kinderwagen umzulagern. Mehrere Dutzend Flaschen Wein, Prosecco, Gin und Sambuca wollen in die Autos transportiert werden. Zum Glück kennt uns hier keiner…
Glücklich und zufrieden fahren wir zum Ferienhaus zurück. Am Abend öffnen wir die erste Flasche Wein aus der Ausbeute; der Prosecco ist für seinen Einsatz kühlgestellt.