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Leben Reise

Mojave → Lake Isabella

Am Morgen wurden wir durch ein blinkendes gelbes Licht geweckt. Irritiert schauten wir aus dem Fenster des Wohnmobils, um festzustellen, dass dies die aufgehende Sonne war, die durch vorbeifahrende Trucks teilweise verdeckt wurde. Das Licht der Sonne konnte auf Grund der weiten Ebene fast horizontal in unser Fenster fallen — die Schatten der Trucks waren deshalb ebenfalls sehr lang.

Ich zog mir meine Sachen an und schnürte meine Schuhe, ein paar Fotos von der aufgehenden Sonne bzw. der Lichtstimmung wollte ich unbedingt einfangen.

BACK ON THE ROAD

Nach dem Frühstück packten wir unsere sieben Sachen und stöpselten den Camper ab. Unser Zwischenziel Kelso liegt in der Mitte des Mojave Reservats, etwa eineinhalb Autostunden von unserem Standort entfernt. Nach der halben Strecke bogen wir von der Interstate ab und setzten die Fahrt über eine gut ausgebaute Straße mitten durch die mit einigen Büschen und Yucca-Palmen bewachsene Wüste.

Wir passieren ein altes zerklüftetes Lavafeld, dass durch seine tiefschwarze Farbe aus der übrigen rotbraunen Landschaft heraussticht.

Kurz vor unserem Zwischenziel fahren wir einen langen Hang herunter und sehen in größerer Entfernung einen Zug, der ebenfalls in Richtung Kelso unterwegs ist.

Vulkankegel zeugen von einer bewegten Vergangenheit. Am linken Bildrand ist ein alter Lavafluss zu erkennen.

EIN DEPOT UND FÜNF GLEISE

Kelso, die Geisterstadt mitten in der Wüste umfasst eine Straßenkreuzung und ein historisches Bahnhofsgebäude, welches nun ein Besucherzentrum beinhaltet. Ursprünglich wurde der Bahnhof an dieser Stelle errichtet, um die mit Dampflokomotiven betriebenen Züge am steilen Anstieg in Richtung Cima mit Hilfslokomtiven zu unterstützen, seit dem Einsatz von Dieselloks wurde das Depot immer unbedeutender. Auf dem Höhepunkt der Stadt hatte diese über 2000 Einwohner.

Gerade, als wir mit unserer kleinen Pause fertig sind trifft der zuvor gesehene Zug in Kelso ein. Wir passieren vor dem Zug den Bahnübergang und setzen unsere Fahrt in südliche Richtung fort. In westlicher Richtung sehen wir die Kelso Dünen, eine über 120 Quadratkilometer große Dünenlandschaft, deren höchste Sanddüne über 200m hoch ist. Da die Zufahrt zu den Dünen eine unbefestigte Straße ist, können wir diese leider nicht besuchen. Der Anblick ist aber schon aus der Distanz atemberaubend.

Als wir aus der Senke, in der Kelso liegt, hinaus gefahren sind offenbaren sich auf der rechten Straßenseite Felsen, die denen im Joshua Tree Nationalpark ähneln. Bei einem kurzen Fotohalt stellen wir fest, das der Wind stark zunimmt, als es mir fast die Tür aus den Händen riss.

Die Dünen stechen aus der sonst bräunlichen Umgebung hinaus.

WINDBÖEN UND SANDSTÜRME

Wir erreichen das Ende des Reservats und fahren in westlicher Richtung auf die Interstate 40, deren Straßenverlauf wir bis Barstow folgen werden. Auf dem Highway, der in der fast schnurgerade durch die flache Ebene verläuft merken wir den starken Wind deutlich. Im Nachhinein habe ich gelesen, dass eine Sturmwarnung mit Windböen von über 55mph für weite Teile der Wüstenregion Kaliforniens galt. Die Fahrt wurde dementsprechend unruhig und für mich als Fahrer anstrengend. Der Wohnwagen mit seiner Höhe und seinem geringen Gewicht ist eine tolle Angriffsfläche für den Wind. Erst hinter Barstow flaut der Wind etwas ab und die Fahrt wird wieder angenehmer.

In der Entfernung sehen wir einige Sandstürme vorüberziehen.

Am Horizont der linken Straßenseite erkennen wir einen Hügel mit mehreren Strukturen, die zu einer Raketentestanlage der nahegelegenen Edwards Air Force Base gehören, auf der auch ein NASA Forschungszentrum untergebracht ist (hier ist das erste Mal ein Spaceshuttle gelandet).

Das Navi führt uns vom Highway in einem 90 Grad Winkel auf eine Straße Richtung California City, einer Stadt in der vor allem wieder viel Wind vorherrscht, mit 14.000 Einwohnern und einem eigenen kleinen Flugplatz. Tumble-Weed, sogenannte Steppenroller, werden durch den Wind über die Straße getrieben. Kurz hinter der Stadt ändert sich die zuvor mit Büschen bewachsene Wüste schlagartig in eine karge Sand- und Steinwüste und auf Grund des starken Windes finden wir uns in einem Sandsturm wieder. Mit Sichtweiten von weniger als 5 Metern und einer hohen Lautstärke auf Grund des Sandes an unserer Seitenwand macht das Fahren absolut keinen Spaß. Auch Ella ist vom Krach gar nicht angetan und Lisa hat Mühe sie beruhigen zu können. Am Ende des Sandsturms ist wieder blauer Himmel voraus, nur der Wind ist weiterhin stark.

Wir fahren auf Highway 14 auf und passieren den Red Rock Canyon, der sicherlich auch einen Besuch wert gewesen wäre, wenn wir nicht noch über eine Stunde Fahrt vor uns gehabt hätten, die wir gern so schnell wie möglich hinter uns bringen wollten.

Den Anblick der roten Felsbänder, die sich links und rechts des Highways aus dem Boden heben konnten wir leider nicht genießen.

ÜBER DEN PASS AUS DER WÜSTE HINAUS

Wir fahren über den 1.600m hohen Walker-Pass und verlassen damit offiziell das Wüstengebiet Kaliforniens. Ein Schild weist darauf hin, dass wir gerne wieder kommen können. Die Landschaft ändert sich schlagartig, die Yucca-Palmen umgeben uns mittlerweile fast waldartig. Auf der anderen Seite des Passes sehen wir grasbedeckte Hügel und steilabfallende Felswände der Sierra Nevada.

Nach weiteren 20 Minuten Fahrt erreichen wir gegen 15 Uhr endlich den Campingplatz und freuen uns darauf für den Rest des Nachmittages die Füße hochzulegen.