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Leben Reise

Los Angeles

18. Januar 2022. In der Stadt der Engel, der Schönen und der Reichen oder: wie wir uns trotz guter Vorbereitung selbst einen viel zu stressigen Tag bescherten.

VORBETRACHTUNG

Was wir auf der Durchfahrt schon einmal betrachten durften, wollten wir nun genauer sehen. Einmal nach Hollywood, das große Wahrzeichen in den Bergen sehen und auf dem Walk of Fame laufen.

All das sollte heute wahr werden. Dafür weckte uns Ella besonders zeitig. Etwa eine halbe Stunde vor dem Wecker, also 6 Uhr, war die Nacht vorbei. Wir frühstückten, packten Rucksäcke, verstauten alles und los ging die lange Fahrt nach LA. Genauer gesagt nach Santa Monica. Matthi hatte vorab im Internet verschiedene Parkplätze erspäht, auf dem so große Fahrzeuge, wie wir eins fahren, geparkt werden können.

Im Internet habe ich vorher ebenfalls gelesen, dass man LA super per U-Bahn besuchen kann. Ein Blog eines jungen Mannes verriet, dass man das Auto gar nicht braucht, denn die U-Bahn fährt alle wichtigen und bekannten Spots an. Super dachten wir — dann müssen wir weder Laufen, noch den Kindersitz von Ella mitnehmen oder gar noch mehr Parkplätze mit dem RV bezahlen.

Die 2,5 Stunden lange Fahrt nach LA sollte uns nicht abschrecken. Ich kenne das bereits aus anderen Urlauben mit meiner Familie bei der wir stets Städtetrips mit langen Fahrtzeiten in Kauf genommen haben. Da der Campingplatz vor LA besetzt war, blieb uns ja sowieso nichts anderes übrig.

Wir hatten vorher gehört, dass ein Tag LA ausreicht um alles wichtig gesehen zu haben — es sei ja schließlich keine so große Stadt.

Warum erzähle ich das alles? Weil alles davon in unserem Kopf und genau so recherchiert war – und dennoch alles Blödsinn wie sich herausstellen sollte.

SANTA MONICA

Die Fahrt war ok und wir kamen am späten Morgen in Santa Barbara an. Der Parkplatz direkt am Strand war schnell gefunden und nach der Fahrt auf der 8-spurigen Autobahn für Matthi eine Wohltat.
Der Blick aufs Meer war unglaublich schön und so begannen wir unseren Ausflug entlang am Strand Richtung Santa Barbara Pier. Natürlich war es hier noch viel zu früh, als dass wir das bunte Treiben hier hätten erleben können. Trotzdem nett anzusehen und kunterbunt und somit perfekt um eine unserer Fotoaufgaben die uns zur Hochzeit geschenkt wurden zu lösen.

Santa Monica Pier am Morgen.

Weiter ging es in Richtung U-Bahn. Vorbei kamen wir dabei an einem niedlichen Café. Wir hätten hier gern länger verweilt, wussten aber, dass unsere Zeit begrenzt ist. So gab es für die Großen einen Kakao-to-Go. Der war köstlich und auch Ella durfte natürlich mal kosten. An der U-Bahn angekommen entschieden wir uns für Tageskarten – die sogenannte Tap-Card – im Chipkartenformat.

Die Fahrt dauerte eine Ewigkeit und wir bekamen so langsam ein Gefühl davon, wie groß die Entfernungen selbst in der Stadt sind. Eine dreiviertel Stunde dauerte die Fahrt, die wir mit dem Auto sicherlich auch in 10 Minuten geschafft hätten.

Ich bin ehrlich – ich hab an dieser Stelle noch nicht weiter darüber nachgedacht, dass wir das in unserer Tagesplanung berücksichtigen sollten. Denn eigentlich wollten wir gegen 15 Uhr wieder den Rückweg antreten um noch im Hellen wieder zurück zu finden.

DOWNTOWN LOS ANGELES

Die U-Bahnstation gliederte sich an ein sehr chices Open-Air-Kaufhaus, welchem wir aber aus Budget- und Zeitgründen nicht weiter Beachtung schenken konnten.
In der Innenstadt angekommen waren wir etwas überfordert damit, wo wir überhaupt hin wollten. Ich hatte am Vorabend nicht nach einmal den Reiseführer Studiert und wollte mich auf die Marco Polo App verlassen die uns einen Rundweg zu den wichtigsten Orten der Stadt aufzeigen sollte. Wir nahmen Kurs auf die Walt Disney Concert Hall. Architektonisch hübsch anzusehen. Auf dem Weg dort hin kamen wir an ungewöhnlich vielen Baustellen vorbei. Vor allem Häuser wurden aktuell viel Gebaut. Ein Umstand der mir bereits in San Francisco aufgefallen war.

Von hier aus ging es dann weiter durch einen Park wieder Richtung U-Bahn. Denn jetzt sollte es nach Hollywood gehen.

Der Park wurde bestimmt mit besten Absichten angelegt. Es gab sogar eine kleine Bühne. Der Park war jedoch kaum durch jemand anderen als Obdachlose besucht. Die gab es hier sehr viel. Und mit sehr viel meine ich wirklich sehr sehr Viele! Das erschreckte mich doch ziemlich.

HOLLYWOOD

Auch die Fahrt von Downtown bis nach Hollywood dauerte uns eine Dreiviertel Stunde. Der Bahnhof roch unangenehm nach Urin und die Aufzüge für Geh-Eingeschränkte wurde offenbar hin und wieder als öffentliche Toilette genutzt. Auch sonst war es hier nicht alles andere als einladend. Für eine Stadt in der das Geld doch vorhanden sein sollte, spiegelte sich hier eher Armut wieder.
Mittlerweile war es Mittag und Ella wurde mit etwas Obst besänftig. So richtig Hunger hatte sie zum Glück nicht.
Das zweite was uns hier begrüßte, war der starke Marijuanageruch. Wir landeten eigentlich direkt im Zentrum auf dem Walk of Fame. Da waren wir nun. Auf dem Walk of Fame. Doch so richtig wollte der Funken nicht überspringen. Links neben uns reihte sich ein Souveniershop mit T-Shirt, Tassen und anderem Kitsch an den nächsten. Hin uns wieder abgelöst von einem, sagen wir, Erwachsenenladen mit Unterwäsche aus fragwürdig wenig Stoff.

Tapfer stapften wir entlang der sternenverzierten Straße und nach uns nach wurde der Anblick schöner. Doch es bleibt wie es ist: Hollywood scheint eine Stadt zu sein die eigens für den Tourismus konzipiert wurde. (Um fair zu sein. Die langen Fahrten und die falschen Tageszeiten, auch hier wäre abends sicher die Stimmung besser gewesen, taten sicher einiges daran, dass der Funke nicht übersprang.)

Viele Sterne, aber wenig Glamour gibt es auf dem Hollywood Boulevard.

Wir googelten den Standort des Sterns von Tom Hanks und David Bowie (Grüße an Martin an dieser Stelle) und machten uns auf den Weg dort hin. Tom Hanks haben wir auf anhieb gefunden. Nur der liebe David ließ sich nicht auftreiben. Wir unterbrachen die Suche und gingen erst einmal etwas Essen. Wir ließen uns in einem In’n’out nieder und genossen unsere Burger wirklich sehr. Ella durfte mit naschen, hat aber noch Obst für Mamas und Papas Gewissen bekommen.

Als wir uns auf den Rückweg machen wollten stellten wir fest, dass wir tatsächlich 1,5h mit der Metro unterwegs sein würden, bis wir wieder in Santa Monica waren. Ich wäre so gern noch nach Beverly Hills gefahren oder zum Hollywood Sign, aber uns blieb aufgrund der Zeit nichts anderes Übrig als den Rückweg anzutreten.

DER RÜCKWEG – ODER: NEVER ENDING STORY

Versucht mal 1,5 h in einer ziemlich schmutzigen U-Bahn eine wirbelige Einjährige zu beschäftigen. Genau. Ella versuchte Kontakt zu den anderen Menschen in der U-Bahn aufzunehmen. Was auf der einen Seite ganz wundervoll zeigt wie rein Kinderherzen noch sind, weil sie keinen Unterschied zwischen Menschen machen, egal welches Alter, welcher Herkunft, welcher Hautfarbe oder sogar der aktuellen Lebenssituation, so ist es doch auch nicht besonders angenehm, wenn das Kind versucht mit Junkies Späße zu machen. Oder durch Quieken versucht die Obdachlose zwei Reihen hinter uns zu wecken, welche komplett in einem Pullover verschwunden war.

Ella hat es übrigens geschafft sie zu wecken und mit ihr Späßchen zu machen. Und wollte dabei immer wieder über uns und die Sitze drüber um zu ihr zu klettern.

Das Kind wurde lauter und ungehaltener, bekam Hunger und Zahnweh und weil es in der U-Bahn eigentlich nicht gestattet war zu Essen haben wir versucht so lange es ging sie zu beschäftigen. Am Ende kam dann doch die Milchflasche zum Einsart, damit wir uns ein paar Nerven für die Rückfahrt aufheben konnten.

Den eigentlichen Plan 15 Uhr zurück zu fahren um 17 Uhr auf dem Campingplatz zu sein verfehlten wir gänzlich um mehrere Stunden.

Ich sag mal so: Santa Monica bei Nacht zu sehen (oder zumindestens im Dunkeln um 18 Uhr) hat mich persönlich schon versöhnt. Wie unglaublich schön dort die Strandpromenade einfach ist! Es gibt dort einige Hotels die abends dort Restaurants betreiben und ich war mehr als nur ein bisschen neidisch auf die Paare die dort bei Kerzenschein ein Glas Kalifornischen Wein genießen durften.

Wir mussten jedoch bis 18 Uhr unseren RV vom Parkplatz entfernen und haben das mit Ach und Krach geschafft. Schnell einen Frühstücksbrei für das Kind zubereitet – richtiges Abendessen konnten wir jetzt einfach nicht mehr kochen – und los ging die 2,5 Stunden lange fahrt nach Hause.

Aus den 2,5h wurden dann eher 3 oder mehr, weil wir in LA noch ziemlich im Stau auf der Autobahn steckten. Dabei durften wir allerdings den unglaublichen Blick auf die Skyline genießen.

Als wir endlich auf den Campingplatz rollten waren wir fix und alle. Enttäuscht darüber, dass wir uns total verschätzt hatten mit den Entfernungen, dass wir das Hollywood Sign nur von der Autobahn gesehen hatten und das Hollywood selber nicht annähernd so spektakulär war wie wir es uns vorgestellt hatten.

Wir haben uns aber fest vorgenommen, dass wir, sollten wir noch einmal wieder kommen, LA eine vernünftige Chance geben uns das Gegenteil zu zeigen. Mit Beverly Hills, dem Hollywood Sign, Wein an der Strandpromenade in Santa Barbara und einem ausführlicheren Rundgang durch die Downtown in LA. Alles an mehr als nur einem Tag und mit kleinerem Auto oder per Taxi.