Kategorien
Leben Reise

Redwood State und National Parks

Mühsam kämpft sich die Sonne durch den dicken Nebel in den Tag. Und genauso mühsam kämpfen wir uns aus dem Bett. Die Nacht war hart – Ella hatte heute Nacht wohl starke Schmerzen, die wir nicht lindern konnten und so war die Nacht für uns Alle viel zu zeitig zu Ende.

Frühstück und Vorfreude konnte unsere Laune zwar beschwingen, doch der dicke Nebel auf der anderen Seite der Glasscheibe tauchte die Landschaft in mystische Hüllen.

WEGE GESÄUMT VON NATURRIESEN

Gebannt von diesem Anblick begaben wir uns auf die 2,5 stündige Fahrt zum Redwood Nationalpark. Da wir hier sogar Radioempfang hatten wurden wir begleitet von Musik. Der Anblick der riesigen Bäume faszinierte uns schon am Highway – und wir waren noch nicht einmal in der Nähe vom Nationalpark. Unser Weg führe uns auch entlang eines breiten, mit Kies bedeckten Flussbettes in dessen Mitte ein türkisfarbener Fluss schlängelte. Hinter der Kurven tauchten mitunter Brücken vor uns auf, die einen herrlichen Blick auf dieses freigaben.

Bereits mitten im Park: Die Route führt uns durch einen wundervollen Redwood-Wald.

DURCH EUREKA UND ENTLANG AN LAGUNEN

Nach gut zwei Drittel der Strecke tauschten wir den Fluss gegen die Küste und ihre Lagunen aus. Während westlich von uns das Meer schimmerte und uns mit seinen Wellen verzauberte entfaltete sich östlich der Straße eine breite, mit Wasserpflanzen durchzogene Lagune. Der Anblick war wunderschön und wurde nur durch das stark reflektierende Sonnenlicht beeinträchtigt.

Eureka ist eine verschlafene kleine Stadt die wir aufgrund der Straßenführung einmal komplett erkunden konnten. Hier und da reihen sich Fastfoodketten aneinander, dann wieder Wohnhäuser im typisch kalifornischen Stil (Matthi würde an dieser Stelle sicher sein Veto bei dieser Beschreibung einlegen, aber ich fand das hier sehr typisch) und wurden abgewechselt von Autohändlern.

ACHTUNG ELCHE!

Als Matthi mir erzählte, dass es hier Elche geben soll, dachte ich im ersten Moment er würde mich veralbern. C’mon! Elche? In Kalifornien? Never!

Aber was weiß ich schon. Wir sind in den vergangenen Tagen von Frühling zu Sommer, dann zu Winter und jetzt schließlich zu Herbst gewechselt und haben neben Berglöwen und Grizzlies auch Landschildkröten erfolgreich ausgelassen. Wieso überraschen mich jetzt also Elche noch…

Wir hatten kaum diese Unterhaltung beendet, als ein Hinweisschild auf eine Elchwiese hinwies. Und tatsächlich – dort stand eine Herde relativ großer, Rehartiger Tiere mit Geweihen. Nach späterer Recherche wissen wir, dass waren tatsächlich Elche und die sehen hier ganz anders aus als in Schweden und Norwegen. Eher wie die Rentiere vom Weihnachtsmann.

ELK PRAERIE UND ANDERE WELTEN

Angekommen im Nationalpark sammelten wir zuerst unseren Stempel in den Reisepässen ein. Mittlerweile ein schönes Ritual bei Nationalparkbesuchen. Da es hier einen kleinen, für Rollstuhlfahrer geeigneten, Rundweg gab entschieden wir uns Ella etwas ihre Geländetauglichkeit ausbauen zu lassen. Also stiefelten wir drei durch eine Baumpforte wie in ein anderes Reich. Was wir hier gesehen haben lässt sich auf den Fotos nur sehr schwer einfangen. Denn es gab da diese riesigen Bäume und leuchtend grüne Farne aber die wiederholten sich in etlichen Ebenen wieder und wieder. Fasziniert von diesem Anblick wanderten wir also über den Weg durchs Unterholz und kamen uns ziemlich klein vor. Während Matthi versuchte die schönsten Motive die sich hier boten mit der Kamera einzufangen versuchte ich selbiges mit dem Kind, welches ganz erpicht darauf war giftige Farne zu streicheln.

Am Ende unseres Rundwegs gab es für Ella eine Stärkung im Camper und wir führten unseren Besuch im Auto weiter fort.

Ella und Lisa genießen den Spaziergang durch den Urwald.

In Amerika ist alles darauf ausgelegt es mit dem Auto zu erreichen. Uns kam es reichlich dumm vor einen Nationalpark mit dem Auto zu durchstreifen und Abgase in die Luft zu pusten. Wir mussten uns aber eingestehen, dass wir mittlerweile ziemlich erschöpft davon sind das 11 Kilo Kind in der Manduca zu schleppen und die Entfernungen hier einfach immens sind.

FRISCHE BRISE

Nach dem Nationalpark legten wir noch zwei Zwischenstopps an Stränden ein, die wir auf dem Hinweg gesehen hatten.

Der erste hatte gerade Ebbe und so konnten wir durch die großen Felsen spazieren. Am hinteren Ende des kleinen Strandes entdeckten wir jedoch, dass das Wasser ziemlich schnell zurück floss und so nahmen wir die Beine in die Hand und gingen zurück zum Auto. Hier haben wir das ersten Mal den Generator genutzt, um die Mikrowelle mit Strom zu versorgen, damit wir Ella etwas zu essen machen konnten.

Nach unseren Strandausflügen setzten wir die Fahrt zurück zum KOA fort. Beim ins Bett bringen von Ella sind wir dann alle drei gleichermaßen eingeschlafen.

Kategorien
Leben Reise

Placerville → Benbow via Sacramento

AUF DEN SPUREN DES WILDEN WESTENS

Die Sonne scheint und wir fühlen uns fitter als gestern. Begrüßt wird der Tag indem wir mit Ella Ziegen auf dem Campingplatz streicheln. Ziemlich putzige Vierbeiner. Ella hat, wie bei allen Tieren außer Hunden, ihr Pokerface aufgesetzt. Macht nichts, Mama ist begeistert. Lange dauert unser Morgen nicht, denn wir haben einiges an Weg vor uns. 265 Meilen. 4,5 Stunden reine Fahrtzeit.

ERSTER HALT: HAUPTSTADT

Im Reiseführer haben wir vorher geschaut, ob Sacramento einen Zwischenstop wert ist:

»An seinen 485.000 Einwohnern […] gemessen rangiert Sacremento weit hinter den großen Metropolen, ist aber Hauptstadt von Kalifornien und Sitz von Regierung und Parlament. Mit von Bäumen gesäumten Straßenzügen und zum Teil viktorianischen Häusern wirkt der ohne gigantische Wolkenkratzer auskommende Kern verglichen etwa mit Los Angeles oder San Francisco nicht sehr großstädtisch.«

Wir fanden es war einen kleinen Zwischenstopp wert, gerade weil es auf dem Weg lag.

Dort angekommen konnten wir recht schnell einen geeigneten Parkplatz für unseren großen Camper ausfindig machen und begannen unseren Rundgang in »Chinatown«. Chinatown bestand aus 3 Häusern, die im Stil von Chinesischen Pagoden erbaut wurden. Sehr plakativ aber definitiv einen Grund zu schmunzeln.
Wir überquerten die Straße und wurden dabei beinahe von einer unaufmerksamen Autofahrerin angefahren. Den Schreck abklopfend begaben wir uns unter einer Brücke hindurch, welche sich, bestehend aus mehreren einzelnen Spuren, über unseren Köpfen in verschiedene Richtungen wund.

Die Altstadt selbst hätte nicht besser aus einem Buch über einen Helden des Wilden Westen entspringen können. Es gab holzbeplankte Gehwege mit Geländern und Falsche Fassaden. Wir haben sogar eine Straße gefunden bei der es zudem in der Mitte auch an asphaltierter Straße mangelte und witzelten über bevorstehende Duelle.

Jeder Saloon hat seine schwingenden Türen gegen moderne Einrichtung getauscht.
Für alle Interessenten:
Es gibt freistehende Lokale!

Unsere Weg führte uns weiter Richtung Sacramento River. Hier gab es alte Eisenbahnen und Bahnhöfe zu bestaunen, welche nun als Andenken zu Schau gestellt werden. Unweit entfernt schimmerte uns eine kleine Version der Golden Gate Bridge entgegen – ganz in Gold. Ich vermute an dieser Stelle einfach mal, dass es eine Anspielung auf die vergangenen Goldschürferzeiten ist.
Von der Brücke aus läuft man dann direkt auf das Capitol zu. Wir sind den Weg nicht komplett bis vor gelaufen, sondern entschieden uns, den Rückweg zum Auto anzutreten. Insgesamt ist die Stadt recht verschlafen, hat aber durchaus Charme!

AUF NACH BENBOW

Unseren ursprünglich gebuchten Campingplatz haben wir heute ausnahmsweise nicht angesteuert. Denn wir entschieden einen weiteren Weg auf uns zu nehmen, damit wir morgen nicht so weit in den Nationalpark fahren müssen. Von Sacramento aus zirka dreieinhalb Stunden entfernt.

Unser Weg führte uns durch romantischere Weinbaugebiete mit kleineren und größeren Weingütern. Leider konnten wir keine Weinverkostung machen, da wir noch fahren mussten.
Je weiter wir fuhren, desto üppiger wurde die Natur und die Landschaft wurde zu grasgrünen Hügellandschaften aus denen hier und dort die Felsen herauslugten.

Gegen Ende der Fahrt tauchten wir dann gänzlich in die Welt der Nadelhölzer ein und fanden uns inmitten einer wunderschönen Nadelwald-Landschaft wieder. Wir fuhren immer entlang eines Flusses, auch wenn dieser zum Teil einige Meter unter uns lag. Der spannendste Abschnitt war jedoch direkt am Richardson Grove State Park, als die Straße gerade so breit war, dass wir zwischen Redwood-Riesen hindurch fahren konnten. Hier wurde es trotz Sonnenschein plötzlich nachtdunkel.

Auf einmal Wald: Je weiter wir in den Norden Kaliforniens fahren, desto höher werden die Bäume.

Den restlichen Weg legten wir bei beschwingter Jazz-Musik zurück, die ich im Radio gefunden hatte und bestaunten, welche wundervolle Wirkung die Natur hier auf uns machte. Wir fühlten uns irgendwie ein bisschen wie zu Hause (obwohl hier natürlich ganz andere Bäume wachsen als zu Hause).

Nicht weit dahinter konnten wir dann vom Highway direkt auf unseren Campingplatz fahren, welcher nun wieder ein KOA ist.
Nach einem kurzen Plausch mit der Mitarbeiterin, welche uns freundlicher Weise mit Werkzeug aushalf, damit wir den verkanteten Wasserdruckminderer endlich wieder vom RV lösen können, beendeten wir den Tag im Camper glücklich und zufrieden.  

Kategorien
Leben Reise

Lake Isabella → Minkler

TALFAHRT ENTLANG DES KERN RIVER

Unsere Weiterfahrt führt uns durch die wunderbare Schlucht die sich der Kern River in die Berge gearbeitet hat. Nach den vielen Tagen in der Wüsten staunen wir über die Vielfalt der Pflanzen und Grüntöne und können uns kaum sattsehen an der Landschaft. Außer ich. Denn ich habe heute Fahrdienst.

Die Straßen sind unglaublich eng und wurden eigens mit Dynamit aus den Bergen gesprengt. Leitplanken kennen die Amerikaner zwar auch, diese werden aber eher sporadisch eingesetzt und auch selten erneuert, falls mal eine nach Inanspruchnahme nicht mehr verankert ist. Dementsprechend wurde von der Rückbank eher wortlos bestaunt, damit die Fahrerin schön auf die Straße schaut. Ich habe aber, weil ich von allen das größte Fenster habe, dennoch was von der wundervollen Landschaft sehen können.

Blick auf noch breite Straßen und lange Abschnitte ohne Kurven -– das sollte sich rasch ändern.

FAHRT DURCH DAS CENTRAL VALLEY

Im Tal angekommen wechselte sich die Landschaft erneut sofort. Nun begrüßten uns weite Orangenplantagen. Diese sollten uns die restliche Fahrt über auch weiter begleiten.

Das Navi zeigte uns noch ca. zweieinhalb Stunden an.

Das bis zu 100km breite und 700km lange Central Valley ist Kaliforniens produktivstes Agrargebiet. Uns begleiteten auf dem Weg nach Fresno Orangen-, Nuss- und Apfelplantagen aber auch mehrere Kuhzuchtbetriebe sowie Rebflächen. Zugegeben -– kalifornischer Wein wirkt nach dieser Fahrt weniger einladend wenn man weiß. dass er direkt am Highway angebaut wird und mit den Abgasen der Autos in Berührung kommt.

Das sich öffnende Tal begrüßt uns mit Plantagen mit leuchtend orangenen Früchten.

Die Fahrt zog sich in die Länge. Ella wollte nicht mehr schlafen und wurde unruhiger. Glücklicherweise führte die beschwingte Fahrweise meiner Mitmenschen dazu, dass ich auch den Turbo im Getriebe einlegte und etwas Zeit aufholte.

FRESNO

Fresno sollte unser heutiges Ziel sein. Wir hatten bei unserer ursprünglichen Routenplanen ebenfalls eine Übernachtung in Fresno eingeplant und dachten auch bei der aktuellen Reiseplanung, dass sich ein Stopp hier sicher lohnt. Auch, weil der nächste Nationalpark auf unserer Liste von hier aus gut zu erreichen ist.

Leider gibt es hier kein KOA -– von diesem Anbieter waren bisher alle Campingplatz, die wir besucht hatten und bei denen wir uns auf mehr oder weniger gleichbleibende Standards freuen konnten.

Matthi hatte im Vorfeld zwei verschiedene Campingplätze rausgesucht, die allerdings nur telefonisch zu kontaktieren waren und da gestern keiner von uns Lust hatte dieses Telefonat zu führen waren wir blauäugig drauf los gefahren.

Nun, Fresno selbst ist keine Stadt in der man länger als nötig bleiben möchte und die Campingplätze, welche an Sonntagen wie heute leider nicht besetzt waren, teilten uns dann telefonisch mit, dass sie bereits ausgebucht seien. Praktisch.

Plan B musste her: Wir suchten das nächste Walmart auf. Hier gibts immer große Parkplätze auf denen man ungestört eine Weile parken kann ohne aufzufallen. Genau das haben wir uns zu Nutze gemacht und dort gegoogelt, welcher Campingplatz nun in Frage kommt. Matthi fand nach kurzer Zeit einen, der sogar noch besser für unseren morgigen Besuch im Sequoia Nationalpark gelegen ist. Schnell wurde dieser online gebucht und ab ging’s für ein paar Besorgungen in den Walmart.

WALMART – GRÖSSER, BREITER, AMERIKANISCHER

Dies war unser zweiter Walmartbesuch, aber mit dem Ersten war dieser nicht zu vergleichen. Nicht nur, dass dieser ungefähr drei mal so groß war, wie der Erste in dem wir waren. Nein, es gab sogar frisches Obst und Gemüse. Wir verliefen uns so oft, dass wir mehrmals zurück zum Anfang mussten, weil wir was vergessen hatten. Ohne Einkaufszettel sollte man einen Walmart nicht betreten! (Uns fehlt immer noch Frischkäse!)

Liebe Grüße an meinen Bruder an dieser Stelle: dieses Mal haben wir mehrere Menschen mit fahrbarem Untersatz gesehen und auch die ein oder andere Kleiderwahl der uns begegnenden Mitmenschen konnten uns hinter unserer gesichterverbergenden Masken ein breites Grinsen ins Gesicht zaubern.

An der Kasse riss uns die Kassiererin dann ein Loch in die Tüte der kleinen Brötchen und weil sich ewig kein freier Mitarbeiter finden lies, der uns neue holt, bin ich eben selber losgelaufen. Ich habe davor die Mitarbeiter beobachtet und die haben sich eher wie Schnecken fortbewegt. Auf meinem Weg begegneten mir übrigens drei Mitarbeiter, die sich irgendwo an Regalen langweilten und eigentlich den Weg für mich hätten zurücklegen sollen. (Aber mir bricht ja kein Zacken aus der Krone wenn ich selber loslaufe!)

DURCH ORANGEN NACH MINKLER

Eine halbe Stunde vom Walmart entfernt, und nachdem wir uns verfahren hatten und ich uns unbeschadet linksabbiegend über den Highway gebracht hatte, waren wir endlich da.

Eingereiht steht nun
der RV bereit
zu ruh’n.

Ist nett hier. Überschaubar, ausgebucht und direkt am Bach gelegenen rollten wir auf unseren Platz.

Den Rest des Nachmittags verbrachten wir auf dem Spielplatz, spazierten wir an den hier angelegten See und dem dahinterliegende Fluss und staunten über verschiedene Flaggen von Trumpanhängern. Ich denke die „Trump won“ Flagge fanden wir am besondersten (ist kein echtes Wort, darf man schreiben wie man will!)

Sonnenuntergangsspaziergänge sind beinahe zur Routine geworden um den Tag zu beenden und danach den RV für die Nacht vorzubereiten.

Der Abend ging bei Nudeln zu Enden und es wurde wie gewohnt laut im Wohnwagen, denn die Zähne schieben sich bei Ella erbarmungslos und ohne Rücksicht auf Urlaube aus dem Kiefer.
Zudem hat das Kind aus Gründen die wir nicht verstehen Panikattacken, wenn Mama oder Papa das kleiner Bad im Camper betreten um zu duschen.

Wir planen nun die letzte Woche unserer Urlaub, um so viel wie möglich aus der verbleibenden Zeit zu machen und trinken dabei guten, kalifornischen Highway Weißwein.

Kategorien
Leben Reise

Lake Isabella

Die Nacht war ruhig und komplikationsfrei und so starteten wir ausgeruht in den neuen Tag.

Heute erwartete uns nicht viel — und das war nach dem heftigen Ritt gestern auch für alle Beteiligten wichtig.

DOPPELT HÄLT BESSER

Da unsere eigens auf dem Campingplatz in Palm Springs gewaschene Wäsche leider unterwegs dem Grauwasser in der Dusche zum Opfer fiel, mussten wir noch einmal waschen. Das Waschen selber wurde bereits am Vorabend erledigt, doch leider war der von uns gewählte Trockner defekt. Erste Tagesaufgabe war also unsere nasse Wäsche trocken zu bekommen — auch im Urlaub holt Erwachsene der Alltag manchmal ein…

Unser Campingplatz. Umzäunt, da die umliegenden Bereiche nach der Dürre der letzten Jahre mit automatischer Bewässerung, renaturiert werden.

Den restlichen Vormittag verbrachten wir einfach mit Ausruhen und Spielen mit Ella – gekrönt von einem dreistündigen Mittagsschlaf den wir alle bitter nötig hatten. Wir befinden uns hier eben nicht im Erholungs- sondern im Erlebnisurlaub!

SIGHTSEEING AM SEE

Am Nachmittag wollten wir dann aber doch endlich noch mal raus zum Lake Isabella. Der See ist ein künstlich angelegter Stausee der aktuell nur 40% der eigentlichen Wassermenge beinhaltet, da die Staumauer baufällig ist (wird aktuell erneuert).

Aussicht auf den Lake Isabella an einem ausgewiesenen Picknickplatz.

Am rechten Bildrand lässt sich die dunkle Wasserlinie vergangener Zeit erahnen.

Wir fanden einen hübschen Aussichtspunkt und bestaunten die eigentliche Wasserlinie. Besonders aufregend war der Anblick jedoch nicht und so gingen wir mit untergehender Sonne (hier wesentlich eher, da das Tal von hohen Bergen umgeben ist) zurück in den RV. Laut Flyer soll man hier eigentlich wunderbar Wandern, Reiten und Bootfahrten können. Nichts davon kam für uns heute noch in Frage und so besorgten wir in der »Stadt« noch ein paar Dinge für den Kühlschrank.

Die Häuser hier haben alle den Charme von Westernstädten aus längst vergangenen Zeiten. Die zur Straßenseite gelegen Fassaden ragen wie Filmkulissen über die Häuser hinaus. Uns zaubert dieser Anblick zumindest ein amüsiertes Lächeln ins Gesicht.

Zurück im Campground ging der Abend recht schnell nach dem Abendessen genau so unspektakulär wie der restliche Tag bereits gegen 20 Uhr zu Ende. Ich entschied mich mit dem Kind einzuschlafen und der Mann folgte kurze Zeit später.

Kategorien
Leben Reise

Los Angeles

18. Januar 2022. In der Stadt der Engel, der Schönen und der Reichen oder: wie wir uns trotz guter Vorbereitung selbst einen viel zu stressigen Tag bescherten.

VORBETRACHTUNG

Was wir auf der Durchfahrt schon einmal betrachten durften, wollten wir nun genauer sehen. Einmal nach Hollywood, das große Wahrzeichen in den Bergen sehen und auf dem Walk of Fame laufen.

All das sollte heute wahr werden. Dafür weckte uns Ella besonders zeitig. Etwa eine halbe Stunde vor dem Wecker, also 6 Uhr, war die Nacht vorbei. Wir frühstückten, packten Rucksäcke, verstauten alles und los ging die lange Fahrt nach LA. Genauer gesagt nach Santa Monica. Matthi hatte vorab im Internet verschiedene Parkplätze erspäht, auf dem so große Fahrzeuge, wie wir eins fahren, geparkt werden können.

Im Internet habe ich vorher ebenfalls gelesen, dass man LA super per U-Bahn besuchen kann. Ein Blog eines jungen Mannes verriet, dass man das Auto gar nicht braucht, denn die U-Bahn fährt alle wichtigen und bekannten Spots an. Super dachten wir — dann müssen wir weder Laufen, noch den Kindersitz von Ella mitnehmen oder gar noch mehr Parkplätze mit dem RV bezahlen.

Die 2,5 Stunden lange Fahrt nach LA sollte uns nicht abschrecken. Ich kenne das bereits aus anderen Urlauben mit meiner Familie bei der wir stets Städtetrips mit langen Fahrtzeiten in Kauf genommen haben. Da der Campingplatz vor LA besetzt war, blieb uns ja sowieso nichts anderes übrig.

Wir hatten vorher gehört, dass ein Tag LA ausreicht um alles wichtig gesehen zu haben — es sei ja schließlich keine so große Stadt.

Warum erzähle ich das alles? Weil alles davon in unserem Kopf und genau so recherchiert war – und dennoch alles Blödsinn wie sich herausstellen sollte.

SANTA MONICA

Die Fahrt war ok und wir kamen am späten Morgen in Santa Barbara an. Der Parkplatz direkt am Strand war schnell gefunden und nach der Fahrt auf der 8-spurigen Autobahn für Matthi eine Wohltat.
Der Blick aufs Meer war unglaublich schön und so begannen wir unseren Ausflug entlang am Strand Richtung Santa Barbara Pier. Natürlich war es hier noch viel zu früh, als dass wir das bunte Treiben hier hätten erleben können. Trotzdem nett anzusehen und kunterbunt und somit perfekt um eine unserer Fotoaufgaben die uns zur Hochzeit geschenkt wurden zu lösen.

Santa Monica Pier am Morgen.

Weiter ging es in Richtung U-Bahn. Vorbei kamen wir dabei an einem niedlichen Café. Wir hätten hier gern länger verweilt, wussten aber, dass unsere Zeit begrenzt ist. So gab es für die Großen einen Kakao-to-Go. Der war köstlich und auch Ella durfte natürlich mal kosten. An der U-Bahn angekommen entschieden wir uns für Tageskarten – die sogenannte Tap-Card – im Chipkartenformat.

Die Fahrt dauerte eine Ewigkeit und wir bekamen so langsam ein Gefühl davon, wie groß die Entfernungen selbst in der Stadt sind. Eine dreiviertel Stunde dauerte die Fahrt, die wir mit dem Auto sicherlich auch in 10 Minuten geschafft hätten.

Ich bin ehrlich – ich hab an dieser Stelle noch nicht weiter darüber nachgedacht, dass wir das in unserer Tagesplanung berücksichtigen sollten. Denn eigentlich wollten wir gegen 15 Uhr wieder den Rückweg antreten um noch im Hellen wieder zurück zu finden.

DOWNTOWN LOS ANGELES

Die U-Bahnstation gliederte sich an ein sehr chices Open-Air-Kaufhaus, welchem wir aber aus Budget- und Zeitgründen nicht weiter Beachtung schenken konnten.
In der Innenstadt angekommen waren wir etwas überfordert damit, wo wir überhaupt hin wollten. Ich hatte am Vorabend nicht nach einmal den Reiseführer Studiert und wollte mich auf die Marco Polo App verlassen die uns einen Rundweg zu den wichtigsten Orten der Stadt aufzeigen sollte. Wir nahmen Kurs auf die Walt Disney Concert Hall. Architektonisch hübsch anzusehen. Auf dem Weg dort hin kamen wir an ungewöhnlich vielen Baustellen vorbei. Vor allem Häuser wurden aktuell viel Gebaut. Ein Umstand der mir bereits in San Francisco aufgefallen war.

Von hier aus ging es dann weiter durch einen Park wieder Richtung U-Bahn. Denn jetzt sollte es nach Hollywood gehen.

Der Park wurde bestimmt mit besten Absichten angelegt. Es gab sogar eine kleine Bühne. Der Park war jedoch kaum durch jemand anderen als Obdachlose besucht. Die gab es hier sehr viel. Und mit sehr viel meine ich wirklich sehr sehr Viele! Das erschreckte mich doch ziemlich.

HOLLYWOOD

Auch die Fahrt von Downtown bis nach Hollywood dauerte uns eine Dreiviertel Stunde. Der Bahnhof roch unangenehm nach Urin und die Aufzüge für Geh-Eingeschränkte wurde offenbar hin und wieder als öffentliche Toilette genutzt. Auch sonst war es hier nicht alles andere als einladend. Für eine Stadt in der das Geld doch vorhanden sein sollte, spiegelte sich hier eher Armut wieder.
Mittlerweile war es Mittag und Ella wurde mit etwas Obst besänftig. So richtig Hunger hatte sie zum Glück nicht.
Das zweite was uns hier begrüßte, war der starke Marijuanageruch. Wir landeten eigentlich direkt im Zentrum auf dem Walk of Fame. Da waren wir nun. Auf dem Walk of Fame. Doch so richtig wollte der Funken nicht überspringen. Links neben uns reihte sich ein Souveniershop mit T-Shirt, Tassen und anderem Kitsch an den nächsten. Hin uns wieder abgelöst von einem, sagen wir, Erwachsenenladen mit Unterwäsche aus fragwürdig wenig Stoff.

Tapfer stapften wir entlang der sternenverzierten Straße und nach uns nach wurde der Anblick schöner. Doch es bleibt wie es ist: Hollywood scheint eine Stadt zu sein die eigens für den Tourismus konzipiert wurde. (Um fair zu sein. Die langen Fahrten und die falschen Tageszeiten, auch hier wäre abends sicher die Stimmung besser gewesen, taten sicher einiges daran, dass der Funke nicht übersprang.)

Viele Sterne, aber wenig Glamour gibt es auf dem Hollywood Boulevard.

Wir googelten den Standort des Sterns von Tom Hanks und David Bowie (Grüße an Martin an dieser Stelle) und machten uns auf den Weg dort hin. Tom Hanks haben wir auf anhieb gefunden. Nur der liebe David ließ sich nicht auftreiben. Wir unterbrachen die Suche und gingen erst einmal etwas Essen. Wir ließen uns in einem In’n’out nieder und genossen unsere Burger wirklich sehr. Ella durfte mit naschen, hat aber noch Obst für Mamas und Papas Gewissen bekommen.

Als wir uns auf den Rückweg machen wollten stellten wir fest, dass wir tatsächlich 1,5h mit der Metro unterwegs sein würden, bis wir wieder in Santa Monica waren. Ich wäre so gern noch nach Beverly Hills gefahren oder zum Hollywood Sign, aber uns blieb aufgrund der Zeit nichts anderes Übrig als den Rückweg anzutreten.

DER RÜCKWEG – ODER: NEVER ENDING STORY

Versucht mal 1,5 h in einer ziemlich schmutzigen U-Bahn eine wirbelige Einjährige zu beschäftigen. Genau. Ella versuchte Kontakt zu den anderen Menschen in der U-Bahn aufzunehmen. Was auf der einen Seite ganz wundervoll zeigt wie rein Kinderherzen noch sind, weil sie keinen Unterschied zwischen Menschen machen, egal welches Alter, welcher Herkunft, welcher Hautfarbe oder sogar der aktuellen Lebenssituation, so ist es doch auch nicht besonders angenehm, wenn das Kind versucht mit Junkies Späße zu machen. Oder durch Quieken versucht die Obdachlose zwei Reihen hinter uns zu wecken, welche komplett in einem Pullover verschwunden war.

Ella hat es übrigens geschafft sie zu wecken und mit ihr Späßchen zu machen. Und wollte dabei immer wieder über uns und die Sitze drüber um zu ihr zu klettern.

Das Kind wurde lauter und ungehaltener, bekam Hunger und Zahnweh und weil es in der U-Bahn eigentlich nicht gestattet war zu Essen haben wir versucht so lange es ging sie zu beschäftigen. Am Ende kam dann doch die Milchflasche zum Einsart, damit wir uns ein paar Nerven für die Rückfahrt aufheben konnten.

Den eigentlichen Plan 15 Uhr zurück zu fahren um 17 Uhr auf dem Campingplatz zu sein verfehlten wir gänzlich um mehrere Stunden.

Ich sag mal so: Santa Monica bei Nacht zu sehen (oder zumindestens im Dunkeln um 18 Uhr) hat mich persönlich schon versöhnt. Wie unglaublich schön dort die Strandpromenade einfach ist! Es gibt dort einige Hotels die abends dort Restaurants betreiben und ich war mehr als nur ein bisschen neidisch auf die Paare die dort bei Kerzenschein ein Glas Kalifornischen Wein genießen durften.

Wir mussten jedoch bis 18 Uhr unseren RV vom Parkplatz entfernen und haben das mit Ach und Krach geschafft. Schnell einen Frühstücksbrei für das Kind zubereitet – richtiges Abendessen konnten wir jetzt einfach nicht mehr kochen – und los ging die 2,5 Stunden lange fahrt nach Hause.

Aus den 2,5h wurden dann eher 3 oder mehr, weil wir in LA noch ziemlich im Stau auf der Autobahn steckten. Dabei durften wir allerdings den unglaublichen Blick auf die Skyline genießen.

Als wir endlich auf den Campingplatz rollten waren wir fix und alle. Enttäuscht darüber, dass wir uns total verschätzt hatten mit den Entfernungen, dass wir das Hollywood Sign nur von der Autobahn gesehen hatten und das Hollywood selber nicht annähernd so spektakulär war wie wir es uns vorgestellt hatten.

Wir haben uns aber fest vorgenommen, dass wir, sollten wir noch einmal wieder kommen, LA eine vernünftige Chance geben uns das Gegenteil zu zeigen. Mit Beverly Hills, dem Hollywood Sign, Wein an der Strandpromenade in Santa Barbara und einem ausführlicheren Rundgang durch die Downtown in LA. Alles an mehr als nur einem Tag und mit kleinerem Auto oder per Taxi.