Kategorien
Leben Reise

Mojave → Lake Isabella

Am Morgen wurden wir durch ein blinkendes gelbes Licht geweckt. Irritiert schauten wir aus dem Fenster des Wohnmobils, um festzustellen, dass dies die aufgehende Sonne war, die durch vorbeifahrende Trucks teilweise verdeckt wurde. Das Licht der Sonne konnte auf Grund der weiten Ebene fast horizontal in unser Fenster fallen — die Schatten der Trucks waren deshalb ebenfalls sehr lang.

Ich zog mir meine Sachen an und schnürte meine Schuhe, ein paar Fotos von der aufgehenden Sonne bzw. der Lichtstimmung wollte ich unbedingt einfangen.

BACK ON THE ROAD

Nach dem Frühstück packten wir unsere sieben Sachen und stöpselten den Camper ab. Unser Zwischenziel Kelso liegt in der Mitte des Mojave Reservats, etwa eineinhalb Autostunden von unserem Standort entfernt. Nach der halben Strecke bogen wir von der Interstate ab und setzten die Fahrt über eine gut ausgebaute Straße mitten durch die mit einigen Büschen und Yucca-Palmen bewachsene Wüste.

Wir passieren ein altes zerklüftetes Lavafeld, dass durch seine tiefschwarze Farbe aus der übrigen rotbraunen Landschaft heraussticht.

Kurz vor unserem Zwischenziel fahren wir einen langen Hang herunter und sehen in größerer Entfernung einen Zug, der ebenfalls in Richtung Kelso unterwegs ist.

Vulkankegel zeugen von einer bewegten Vergangenheit. Am linken Bildrand ist ein alter Lavafluss zu erkennen.

EIN DEPOT UND FÜNF GLEISE

Kelso, die Geisterstadt mitten in der Wüste umfasst eine Straßenkreuzung und ein historisches Bahnhofsgebäude, welches nun ein Besucherzentrum beinhaltet. Ursprünglich wurde der Bahnhof an dieser Stelle errichtet, um die mit Dampflokomotiven betriebenen Züge am steilen Anstieg in Richtung Cima mit Hilfslokomtiven zu unterstützen, seit dem Einsatz von Dieselloks wurde das Depot immer unbedeutender. Auf dem Höhepunkt der Stadt hatte diese über 2000 Einwohner.

Gerade, als wir mit unserer kleinen Pause fertig sind trifft der zuvor gesehene Zug in Kelso ein. Wir passieren vor dem Zug den Bahnübergang und setzen unsere Fahrt in südliche Richtung fort. In westlicher Richtung sehen wir die Kelso Dünen, eine über 120 Quadratkilometer große Dünenlandschaft, deren höchste Sanddüne über 200m hoch ist. Da die Zufahrt zu den Dünen eine unbefestigte Straße ist, können wir diese leider nicht besuchen. Der Anblick ist aber schon aus der Distanz atemberaubend.

Als wir aus der Senke, in der Kelso liegt, hinaus gefahren sind offenbaren sich auf der rechten Straßenseite Felsen, die denen im Joshua Tree Nationalpark ähneln. Bei einem kurzen Fotohalt stellen wir fest, das der Wind stark zunimmt, als es mir fast die Tür aus den Händen riss.

Die Dünen stechen aus der sonst bräunlichen Umgebung hinaus.

WINDBÖEN UND SANDSTÜRME

Wir erreichen das Ende des Reservats und fahren in westlicher Richtung auf die Interstate 40, deren Straßenverlauf wir bis Barstow folgen werden. Auf dem Highway, der in der fast schnurgerade durch die flache Ebene verläuft merken wir den starken Wind deutlich. Im Nachhinein habe ich gelesen, dass eine Sturmwarnung mit Windböen von über 55mph für weite Teile der Wüstenregion Kaliforniens galt. Die Fahrt wurde dementsprechend unruhig und für mich als Fahrer anstrengend. Der Wohnwagen mit seiner Höhe und seinem geringen Gewicht ist eine tolle Angriffsfläche für den Wind. Erst hinter Barstow flaut der Wind etwas ab und die Fahrt wird wieder angenehmer.

In der Entfernung sehen wir einige Sandstürme vorüberziehen.

Am Horizont der linken Straßenseite erkennen wir einen Hügel mit mehreren Strukturen, die zu einer Raketentestanlage der nahegelegenen Edwards Air Force Base gehören, auf der auch ein NASA Forschungszentrum untergebracht ist (hier ist das erste Mal ein Spaceshuttle gelandet).

Das Navi führt uns vom Highway in einem 90 Grad Winkel auf eine Straße Richtung California City, einer Stadt in der vor allem wieder viel Wind vorherrscht, mit 14.000 Einwohnern und einem eigenen kleinen Flugplatz. Tumble-Weed, sogenannte Steppenroller, werden durch den Wind über die Straße getrieben. Kurz hinter der Stadt ändert sich die zuvor mit Büschen bewachsene Wüste schlagartig in eine karge Sand- und Steinwüste und auf Grund des starken Windes finden wir uns in einem Sandsturm wieder. Mit Sichtweiten von weniger als 5 Metern und einer hohen Lautstärke auf Grund des Sandes an unserer Seitenwand macht das Fahren absolut keinen Spaß. Auch Ella ist vom Krach gar nicht angetan und Lisa hat Mühe sie beruhigen zu können. Am Ende des Sandsturms ist wieder blauer Himmel voraus, nur der Wind ist weiterhin stark.

Wir fahren auf Highway 14 auf und passieren den Red Rock Canyon, der sicherlich auch einen Besuch wert gewesen wäre, wenn wir nicht noch über eine Stunde Fahrt vor uns gehabt hätten, die wir gern so schnell wie möglich hinter uns bringen wollten.

Den Anblick der roten Felsbänder, die sich links und rechts des Highways aus dem Boden heben konnten wir leider nicht genießen.

ÜBER DEN PASS AUS DER WÜSTE HINAUS

Wir fahren über den 1.600m hohen Walker-Pass und verlassen damit offiziell das Wüstengebiet Kaliforniens. Ein Schild weist darauf hin, dass wir gerne wieder kommen können. Die Landschaft ändert sich schlagartig, die Yucca-Palmen umgeben uns mittlerweile fast waldartig. Auf der anderen Seite des Passes sehen wir grasbedeckte Hügel und steilabfallende Felswände der Sierra Nevada.

Nach weiteren 20 Minuten Fahrt erreichen wir gegen 15 Uhr endlich den Campingplatz und freuen uns darauf für den Rest des Nachmittages die Füße hochzulegen.

Kategorien
Leben Reise

Palm Springs Aerial Tramway

20. Januar 2022. Der Berg ruft: Mit der Seilbahn geht’s aus der Wüste ins alpine Klima. Nach der willkommenen Abwechslung gehts wieder zurück (in eine andere) Wüste.

VON MEXIKO NACH ALASKA IN 12 MINUTEN

Unser Tag beginnt mit dem Lichten der Anker auf dem Campingplatz. Wir räumen alles auf, kappen Strom und Wasserzufuhr und leeren den Abwassertank. Kurz nach um 9 verlassen wir den KOA in der Wüste und legen einen kleinen Zwischenstopp an der Tankstelle ein. Frisch aufgetankt fährt uns Lisa die bergige Straße bis zur Talstation der Seilbahn.

Die in den 1960er Jahren erstmals in Betrieb genommene Seilbahn wurde Mitte der 2000er aufwendig saniert und mit modernen rotierenden Gondeln ausgestattet. Sie fährt in etwa 12 Minuten von der Wüste (etwa 800m über Meer) auf reichlich 2.500m und passiert damit sämtliche Klimazonen von Mexiko bis Alaska.

Bereits im RV haben wir unsere Wintersachen vorbereitet, Ella in die Manduca eingepackt und uns zur Talstation begeben. Von über 20°C im Tal gleiten wir mit der Gondel zur Bergstation, bei der uns winterliche 2°C erwarten — das wussten wir bereits. Was wir nicht wussten ist, dass die Station nicht auf einer Bergkuppe steht, die auf der abgewandten Seite wieder steil abfällt, sondern das Tor zu einem schneebedeckten Pinienwald ist. Die Halbschuhe waren hier die völlig falsche Wahl, einen ¾ Meile langen Rundweg mussten wir eis- und schneebedingt noch vor dem Beginn abbrechen.

LUNCH WITH A VIEW

Statt direkt wieder ins Tal zu fahren, entschieden wir uns zum Mittag ins Bergrestaurant einzukehren. Dafür wurden wir auf eine (kurze) Warteliste gesetzt und gebeten in der Bar bzw. Lounge Platz zu nehmen und bereits etwas zu trinken. Die Beistelltische und Sessel im Mid Century Stil hätte ich dabei am liebsten gleich mitgenommen. Nach einem kurzen Schluck aus unseren himbeerigen Cocktails war die kurze Wartezeit bereits rum und wir wurden an unseren Tisch geführt.

Standesgemäß gab es für uns je einen sehr leckeren Burger mit Pommes und für Ella gebutterte Nudeln und Obst. Die Aussicht musste auf Grund des Essverhaltens von Ella allerdings zurückstecken (und auch so hat Ella wieder alle Blicke auf sich gezogen).

Weder karg noch Wüste: An der Bergstation begrüßen uns stattliche Pinien und verharrschter Schnee.

Wie geplant sind wir mit der Seilbahn gegen 13:00 wieder die etwa 3 Kilometer lange Strecke ins Tal hinab geschwebt und starteten unsere zweistündige Route nach Barstow, wo unser nächster Campingplatz direkt an der Interstate gelegen ist.

HINTERM WOHNWAGEN: WÜSTE

Nach der Ankunft und dem Einrichten des Stellplatzes haben wir einen kleinen Spaziergang über den Platz gemacht, damit auch Ella sich etwas die Füße vertreten kann. Anstelle einer Umzäunung endet der Camping Platz mitten in der Wüste.

Wildnis und ganz viel Nichts direkt hinter den Stellplätzen.

Kategorien
Leben Reise

Vorräte aufstocken

19. Januar 2022. Heute haben wir den Tag im Camper genossen, mit Ella gespielt und lange Mittagsschlaf gemacht. Am Nachmittag sind wiraufgebrochen, um unsere Vorräte aufzustocken und Briefmarken für die gesammelten Postkarten zu kaufen.

Ich bin mit jedoch nicht sicher, ob die Postkarten ihren Bestimmungsort je erreichen, denn die Mitarbeiterin der Post wusste nicht so genau, welche Briefmarke die richtige ist — und ich wusste es erst recht nicht.

Nach dem Sonnenuntergang haben wir noch einen kleinen Spaziergang über den Campingplatz gemacht und dabei Lichter am Berg entdeckt. Mittels einer kurzen Recherche konnten wir diese als Bergstation der Aerial Tramway Palm Springs identifizieren. Kurzfristig überlegen wir uns, dass dies unser morgiges Ziel werden wird.

Kategorien
Leben Reise

Los Angeles

18. Januar 2022. In der Stadt der Engel, der Schönen und der Reichen oder: wie wir uns trotz guter Vorbereitung selbst einen viel zu stressigen Tag bescherten.

VORBETRACHTUNG

Was wir auf der Durchfahrt schon einmal betrachten durften, wollten wir nun genauer sehen. Einmal nach Hollywood, das große Wahrzeichen in den Bergen sehen und auf dem Walk of Fame laufen.

All das sollte heute wahr werden. Dafür weckte uns Ella besonders zeitig. Etwa eine halbe Stunde vor dem Wecker, also 6 Uhr, war die Nacht vorbei. Wir frühstückten, packten Rucksäcke, verstauten alles und los ging die lange Fahrt nach LA. Genauer gesagt nach Santa Monica. Matthi hatte vorab im Internet verschiedene Parkplätze erspäht, auf dem so große Fahrzeuge, wie wir eins fahren, geparkt werden können.

Im Internet habe ich vorher ebenfalls gelesen, dass man LA super per U-Bahn besuchen kann. Ein Blog eines jungen Mannes verriet, dass man das Auto gar nicht braucht, denn die U-Bahn fährt alle wichtigen und bekannten Spots an. Super dachten wir — dann müssen wir weder Laufen, noch den Kindersitz von Ella mitnehmen oder gar noch mehr Parkplätze mit dem RV bezahlen.

Die 2,5 Stunden lange Fahrt nach LA sollte uns nicht abschrecken. Ich kenne das bereits aus anderen Urlauben mit meiner Familie bei der wir stets Städtetrips mit langen Fahrtzeiten in Kauf genommen haben. Da der Campingplatz vor LA besetzt war, blieb uns ja sowieso nichts anderes übrig.

Wir hatten vorher gehört, dass ein Tag LA ausreicht um alles wichtig gesehen zu haben — es sei ja schließlich keine so große Stadt.

Warum erzähle ich das alles? Weil alles davon in unserem Kopf und genau so recherchiert war – und dennoch alles Blödsinn wie sich herausstellen sollte.

SANTA MONICA

Die Fahrt war ok und wir kamen am späten Morgen in Santa Barbara an. Der Parkplatz direkt am Strand war schnell gefunden und nach der Fahrt auf der 8-spurigen Autobahn für Matthi eine Wohltat.
Der Blick aufs Meer war unglaublich schön und so begannen wir unseren Ausflug entlang am Strand Richtung Santa Barbara Pier. Natürlich war es hier noch viel zu früh, als dass wir das bunte Treiben hier hätten erleben können. Trotzdem nett anzusehen und kunterbunt und somit perfekt um eine unserer Fotoaufgaben die uns zur Hochzeit geschenkt wurden zu lösen.

Santa Monica Pier am Morgen.

Weiter ging es in Richtung U-Bahn. Vorbei kamen wir dabei an einem niedlichen Café. Wir hätten hier gern länger verweilt, wussten aber, dass unsere Zeit begrenzt ist. So gab es für die Großen einen Kakao-to-Go. Der war köstlich und auch Ella durfte natürlich mal kosten. An der U-Bahn angekommen entschieden wir uns für Tageskarten – die sogenannte Tap-Card – im Chipkartenformat.

Die Fahrt dauerte eine Ewigkeit und wir bekamen so langsam ein Gefühl davon, wie groß die Entfernungen selbst in der Stadt sind. Eine dreiviertel Stunde dauerte die Fahrt, die wir mit dem Auto sicherlich auch in 10 Minuten geschafft hätten.

Ich bin ehrlich – ich hab an dieser Stelle noch nicht weiter darüber nachgedacht, dass wir das in unserer Tagesplanung berücksichtigen sollten. Denn eigentlich wollten wir gegen 15 Uhr wieder den Rückweg antreten um noch im Hellen wieder zurück zu finden.

DOWNTOWN LOS ANGELES

Die U-Bahnstation gliederte sich an ein sehr chices Open-Air-Kaufhaus, welchem wir aber aus Budget- und Zeitgründen nicht weiter Beachtung schenken konnten.
In der Innenstadt angekommen waren wir etwas überfordert damit, wo wir überhaupt hin wollten. Ich hatte am Vorabend nicht nach einmal den Reiseführer Studiert und wollte mich auf die Marco Polo App verlassen die uns einen Rundweg zu den wichtigsten Orten der Stadt aufzeigen sollte. Wir nahmen Kurs auf die Walt Disney Concert Hall. Architektonisch hübsch anzusehen. Auf dem Weg dort hin kamen wir an ungewöhnlich vielen Baustellen vorbei. Vor allem Häuser wurden aktuell viel Gebaut. Ein Umstand der mir bereits in San Francisco aufgefallen war.

Von hier aus ging es dann weiter durch einen Park wieder Richtung U-Bahn. Denn jetzt sollte es nach Hollywood gehen.

Der Park wurde bestimmt mit besten Absichten angelegt. Es gab sogar eine kleine Bühne. Der Park war jedoch kaum durch jemand anderen als Obdachlose besucht. Die gab es hier sehr viel. Und mit sehr viel meine ich wirklich sehr sehr Viele! Das erschreckte mich doch ziemlich.

HOLLYWOOD

Auch die Fahrt von Downtown bis nach Hollywood dauerte uns eine Dreiviertel Stunde. Der Bahnhof roch unangenehm nach Urin und die Aufzüge für Geh-Eingeschränkte wurde offenbar hin und wieder als öffentliche Toilette genutzt. Auch sonst war es hier nicht alles andere als einladend. Für eine Stadt in der das Geld doch vorhanden sein sollte, spiegelte sich hier eher Armut wieder.
Mittlerweile war es Mittag und Ella wurde mit etwas Obst besänftig. So richtig Hunger hatte sie zum Glück nicht.
Das zweite was uns hier begrüßte, war der starke Marijuanageruch. Wir landeten eigentlich direkt im Zentrum auf dem Walk of Fame. Da waren wir nun. Auf dem Walk of Fame. Doch so richtig wollte der Funken nicht überspringen. Links neben uns reihte sich ein Souveniershop mit T-Shirt, Tassen und anderem Kitsch an den nächsten. Hin uns wieder abgelöst von einem, sagen wir, Erwachsenenladen mit Unterwäsche aus fragwürdig wenig Stoff.

Tapfer stapften wir entlang der sternenverzierten Straße und nach uns nach wurde der Anblick schöner. Doch es bleibt wie es ist: Hollywood scheint eine Stadt zu sein die eigens für den Tourismus konzipiert wurde. (Um fair zu sein. Die langen Fahrten und die falschen Tageszeiten, auch hier wäre abends sicher die Stimmung besser gewesen, taten sicher einiges daran, dass der Funke nicht übersprang.)

Viele Sterne, aber wenig Glamour gibt es auf dem Hollywood Boulevard.

Wir googelten den Standort des Sterns von Tom Hanks und David Bowie (Grüße an Martin an dieser Stelle) und machten uns auf den Weg dort hin. Tom Hanks haben wir auf anhieb gefunden. Nur der liebe David ließ sich nicht auftreiben. Wir unterbrachen die Suche und gingen erst einmal etwas Essen. Wir ließen uns in einem In’n’out nieder und genossen unsere Burger wirklich sehr. Ella durfte mit naschen, hat aber noch Obst für Mamas und Papas Gewissen bekommen.

Als wir uns auf den Rückweg machen wollten stellten wir fest, dass wir tatsächlich 1,5h mit der Metro unterwegs sein würden, bis wir wieder in Santa Monica waren. Ich wäre so gern noch nach Beverly Hills gefahren oder zum Hollywood Sign, aber uns blieb aufgrund der Zeit nichts anderes Übrig als den Rückweg anzutreten.

DER RÜCKWEG – ODER: NEVER ENDING STORY

Versucht mal 1,5 h in einer ziemlich schmutzigen U-Bahn eine wirbelige Einjährige zu beschäftigen. Genau. Ella versuchte Kontakt zu den anderen Menschen in der U-Bahn aufzunehmen. Was auf der einen Seite ganz wundervoll zeigt wie rein Kinderherzen noch sind, weil sie keinen Unterschied zwischen Menschen machen, egal welches Alter, welcher Herkunft, welcher Hautfarbe oder sogar der aktuellen Lebenssituation, so ist es doch auch nicht besonders angenehm, wenn das Kind versucht mit Junkies Späße zu machen. Oder durch Quieken versucht die Obdachlose zwei Reihen hinter uns zu wecken, welche komplett in einem Pullover verschwunden war.

Ella hat es übrigens geschafft sie zu wecken und mit ihr Späßchen zu machen. Und wollte dabei immer wieder über uns und die Sitze drüber um zu ihr zu klettern.

Das Kind wurde lauter und ungehaltener, bekam Hunger und Zahnweh und weil es in der U-Bahn eigentlich nicht gestattet war zu Essen haben wir versucht so lange es ging sie zu beschäftigen. Am Ende kam dann doch die Milchflasche zum Einsart, damit wir uns ein paar Nerven für die Rückfahrt aufheben konnten.

Den eigentlichen Plan 15 Uhr zurück zu fahren um 17 Uhr auf dem Campingplatz zu sein verfehlten wir gänzlich um mehrere Stunden.

Ich sag mal so: Santa Monica bei Nacht zu sehen (oder zumindestens im Dunkeln um 18 Uhr) hat mich persönlich schon versöhnt. Wie unglaublich schön dort die Strandpromenade einfach ist! Es gibt dort einige Hotels die abends dort Restaurants betreiben und ich war mehr als nur ein bisschen neidisch auf die Paare die dort bei Kerzenschein ein Glas Kalifornischen Wein genießen durften.

Wir mussten jedoch bis 18 Uhr unseren RV vom Parkplatz entfernen und haben das mit Ach und Krach geschafft. Schnell einen Frühstücksbrei für das Kind zubereitet – richtiges Abendessen konnten wir jetzt einfach nicht mehr kochen – und los ging die 2,5 Stunden lange fahrt nach Hause.

Aus den 2,5h wurden dann eher 3 oder mehr, weil wir in LA noch ziemlich im Stau auf der Autobahn steckten. Dabei durften wir allerdings den unglaublichen Blick auf die Skyline genießen.

Als wir endlich auf den Campingplatz rollten waren wir fix und alle. Enttäuscht darüber, dass wir uns total verschätzt hatten mit den Entfernungen, dass wir das Hollywood Sign nur von der Autobahn gesehen hatten und das Hollywood selber nicht annähernd so spektakulär war wie wir es uns vorgestellt hatten.

Wir haben uns aber fest vorgenommen, dass wir, sollten wir noch einmal wieder kommen, LA eine vernünftige Chance geben uns das Gegenteil zu zeigen. Mit Beverly Hills, dem Hollywood Sign, Wein an der Strandpromenade in Santa Barbara und einem ausführlicheren Rundgang durch die Downtown in LA. Alles an mehr als nur einem Tag und mit kleinerem Auto oder per Taxi.

Kategorien
Leben Reise

Joshua Tree National Park

17. Januar 2022. Nach unserer gestrigen Ankunft in Palm Springs auf einem Hochplateau mitten in der Mojave Wüste ist unser heutiges Ziel der Joshua Tree Nationalpark.

EINE STUNDE FAHRT IN EINE ANDERE WELT

Die Fahrt in den etwa 3.200 Quadratkilometer großen Park gibt das Navi mit reichlich einer Stunde Fahrzeit an. Reine Luftlinie sind es vermutlich nur wenige Meilen, dafür liegt dort eine Bergkette dazwischen, die wir zuerst umfahren müssen.

Nach einem kurzen Stück über die Interstate biegen wir auf den Highway Richtung Morongo Valley ein. Dieser führt in einem schmalen Tal auf die Bergkette, die uns vom Nationalpark trennt. Oben angekommen befinden wir uns auf einem Hochplateau, der Highway schneidet sich wie ein Band durch die Landschaft. Gerasterte Straßen und Ortschaften, die sich entlang des Highways entfalten säumen unseren Weg.

Bis kurz vor unserer Ankunft im Nationalpark fahren wir durch karge Wüstenlandschaft, die bis auf einige Sträucher ohne nennenswerte Vegetation auszukommen scheint. Yucca-Palmen häufen sich erst auf der Straße, die direkt in den Park führt.

YUCCA-PALMEN UND RUNDGESCHLIFFENE FELSEN

Besuche in einem Nationalpark sind in Amerika kostenpflichtig. Da Heute Martin Luther King Day ist, werden keine Gebühren erhoben. Wir können das kleine Portal mit unserem Wohnmobil durchfahren ohne die Kreditkarte aus dem Fenster zu halten. Sehr gut.

Bei der Einfahrt in den Park fallen rundgeschliffene Felsformationen auf, die in der Landschaft verteilt sind. Die Höhe der Felsen ist unterschiedlich. Einige sind allenfalls einige Meter hoch, manche sind deutlich höher, fünfzehn Meter vielleicht. Vor einigen der Felsen gibt es Parkbuchten, Kletterer werkeln fleißig an ihrer Ausrüstung oder sind bereits in Routen eingestiegen.

Sonne und Schatten spielen in den Felswänden miteinander. Es ergibt sich eine vertraute und doch ganz unbekannte Felsenwelt.

DON’T DIE HERE TODAY — WANDERN IM NATIONALPARK

Unser Ziel liegt weiter im Inneren des Parks: Die höchste Erhebung des Nationalparks, der Ryan Mountain. Am Fuße des Bergs befindet sich ein Parkplatz, es gibt spezielle Parkbuchten für Oversized Vehicle bzw. Recreational Vehicle und ein Toilettenhäuschen (bestehend aus zwei Plumsklos — wir sind froh unser Badezimmer direkt dabei zu haben).

Da uns die Flora und Fauna nicht richtig geheuer ist für Ella, wird sie kurzerhand auf meinen Rücken geschnallt. Der Tagesrucksack ist mit Snacks und Getränken gefüllt und die Kamera ist ebenfalls mit dabei.

Die kleiner Wanderung ist mit knapp drei Meilen bzw. drei Stunden angegeben und wird als anstrengend beschrieben. Auf dem Weg nach oben werden wir von den anderen Wanderern begrüßt, Ella ist erneut der Blickfang schlechthin und wird auf Grund der gemütlichen Trageposition beneidet. Im unteren Bereich passieren wir einige Felsblöcke und Wacholdersträucher, die Yucca-Palmen werden mit zunehmender Höhe weniger und auf dem Gipfel gibt es nur noch einige kleine Sträucher und Kakteen.

In der Wüstensonne steigen wir zirka 300 Höhenmeter auf, die Temperaturen sind in der Sonne sommerlich warm, im Schatten aber zugig kühl. Nach einer reichlichen Stunde mit etlichen Verschnaufpausen erreichen wir den Gipfel, der (fast) höchste Punkt ist mit einem Hinweisschild gekennzeichnet. Von hieraus haben wir einen Rundblick über den Park, den Bereich mit den Felsformationen, den wir bereits passiert hatten und einen Weitblick in die Richtung, in der Colorado-Wüste und Mojave-Wüste mitten im Park aufeinandertreffen.

Beim deutlich schnelleren Abstieg über den gleichen Pfad denken wir darüber nach, wie sich wohl die Siedler gefühlt haben müssen, die dieses trostlose Land zum ersten Mal überqueren mussten, ohne zu wissen wo sie ankommen werden? Haben indigene Gruppen diesen Berg als Heiligtum verehrt oder für ihre Zwecke genutzt?

Am Ende des Trails, direkt am Parkplatz passieren wir erneut die Hinweistafel zum Wandern in der Wüste. »Don’t die here today« — auch erfahrene Wanderer können sich in der Wüste verlaufen oder ihnen gehen die Vorräte aus. Wir sind wieder heil am RV angekommen und genießen eine kühle Banane aus dem Kühlschrank.

ERLEBNISRUNDFAHRT DURCH DEN JOSHUA TREE NATIONALPARK

Auf unserer Rückfahrt nehmen wir Kurs auf die Parkplätze und Infotafeln, die wir auf der Hinfahrt links liegen lassen haben. Meistens bleibt nur ein kurzer Ausblick aus dem Fenster, das die Parkplätze voll sind. An einem der letzten Parkplätze im Park finden wir nochmals eine Lücke und beobachten Kletterer in einem Riss. Einige Routen sind mit Bohrhaken gesichert, andere müssen selbst durch Klemmkeile gesichert werden. Hätten wir noch eine dritte erwachsene Person dabei — wir hätten sicher die Klettersachen mit eingepackt. So bleibt nur die Vermutung über die Schwierigkeiten der eingegangenen Routen.

Zwischen Felsen und Yucca-Palmen (im englischen Joshua Trees) parken wir unseren RV für das perfekte Foto.

Auf der Rückfahrt kaufen wir in einem Supermarkt einige Vorräte ein und füllen unseren Snackschrank wieder auf. Bei der Suche nach einem echten amerikanischen Diner scheitern wir leider und essen kurzerhand etwas im kurz vor dem Campingplatz situierten Mc Donalds. Na ich sag’s mal so: Wir hätten es lieber lassen sollen.

Wir erreichen gegen 16:30 Uhr den Campingplatz und richten uns wieder ein; schließen das Wasser und den Strom an und planen die Route für den nächsten Tag.